Albert Schweitzer – Seminar #5

Die Geschichte vom Juden Mausche

Eines Tages trieb ein alter Mann mit Sommersprossen im Gesicht und mit einem langen Bart einen Esel durch das Dorf. Der Esel zog einen kleinen Karren. Der Mann hieß Mausche. Er war Jude und ein Viehhändler aus dem Nachbardorf. Die Kinder fanden ihn etwas komisch mit seinem Bart, dem großen Hut. dem langen Mantel und seinem Esel. Deshalb lachten sie auch über ihn. Sie rannten hinter ihm her, hüpften um ihn herum, schnitten Grimassen, steckten die Zunge heraus und riefen immer „Mausche, Mausche, Mausche!“

Viele Leute schauten aus den Fenstern und lachten mit. Alle glaubten, dass der Jude Mausche nun böse wird und die Jungen verjagt. Doch der Jude Mausche blieb ganz ruhig, hielt seinen Esel an und schaute freundlich zu den ungezogenen Jungen. Er lächelte gütig, strich einem der Jungen über das Haar und ging dann weiter.

Albert hatte das beobachtet und den Juden Mausche nicht ausgelacht. Eigentlich tat er ihm sogar leid, denn er war ein guter Mensch und hatte es nicht verdient, ausgelacht zu werden. Albert fasste sich sogar ein Herz und lief dem Juden Mausche nach, bis er ihn erreicht hatte. Dann nahm er seine Hand und ging mit ihm gemeinsam weiter durch das Dorf. Die Leute wunderten sich nun sehr: Da ging der junge Christ Albert mit dem alten Juden Mausche Hand in Hand die Straße entlang. Nicht nur die Jungen, sondern auch die älteren Leute hörten nun auf zu lachen und einige schämten sich sogar, dass sie den alten, gütigen Mann nur wegen seines Aussehens ausgelacht hatten.

Schweitzer 5

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