
Carthage by Peter Klopp ©
Heading Back to Camp
The African midday sun still shone quite warmly down on the people, even though autumn had already set in. Publius walked lightly and cheerfully along the spacious plantation paths of the suburb. The slaves had their lunch break and snored in the shade of the olive trees. Carthage’s main streets were all arched to allow rainwater to drain to either side. This meant that puddles didn’t form, and the carts that rumbled up and down in large numbers during rush hour didn’t splash people when it rained. Very progressive, Publius thought to himself. If he came across an oxcart, he would quickly jump to the side and then walk straight back to the middle of the road. However, he rarely encountered people on foot; they were mostly slaves who had to carry out messenger services.
That’s why he immediately noticed the girl in the colourful dress and with a basket under her arm who was slowly strolling up the street. However, it was only at the last moment that he recognized Bersika. She was halfway past him when he stopped and turned to look at her. She stopped now, as if she had just been waiting, and smiled at him. Then he took courage and shook her both hands in the Roman style. After they had greeted each other and assured each other of their well-being, Publius chatted without haste and without shyness about his night’s stay at the mountain lake and its incredible beauty in the moonlight. A charming smile played around her mouth.
“You must have experienced something wonderful last night. You look so different. You radiate a wonderful calm, Publius. Yes, indeed, you have changed a lot for the better!”
That was too much of a good thing coming from such a mouth, and the calm was over. The joy at her words had overwhelmed him. He was glad that she continued.
“You know next to nothing about me. That’s why I want to tell you briefly about my work in the Tamith Temple. Oh, no, I am not a priestess. My father is a wholesale merchant, as you know, and among other things he imports precious raw ointment from Alexandria for our priesthood. I bring these ointments to the temple myself so that they are not contaminated by slave hands, and I help to prepare them there. I enjoy working with the priestesses and have already learned a lot. Medicine in particular is no longer foreign to me, because in the temple they often work with healing powers to make sick people healthy again with Tamith and the help of the healing god.” Publius had listened to her in amazement. How he would have liked to chat with her for longer. But he had to get back to her. “I have to go now, Bersika, I have my work!” She nodded understandingly.
“May I invite you for a walk sometime, when my job allows me? But, only, I will need your address so that I can write to you.”
“Oh, don’t write to Magalia. The messengers would charge you too much money. Write to Temple T., Almond Blossom Section, Private Entrance, Bersika.”
“Thank you,” said Publius and took her right hand in farewell. Then he hurried towards the inner city wall, repeating the address over and over.
Karthago von Peter Klopp ©
Auf dem Weg zum Hauptquartier
Die afrikanische Mittagssonne schien noch recht warm auf die Menschen herab, obwohl der Herbst bereits eingezogen war. Publius schritt leichtflüssig und heiter über die großzügig angelegten Plantagenwege der Vorstadt. Die Sklaven hatten Mittagspause und schnarchten im Schatten der Ölbäume. Karthagos Hauptstraßen waren alle gewölbt, damit das Regenwasser zu beiden Seiten abfließen konnte. So bildeten sich keine Pfützen, und die Fuhrwerke, die in der Hauptgeschäftszeit in großer Zahl auf und ab rumpelten, spritzten die Leute nicht nass, wenn es geregnet hatte. Sehr fortschrittlich, dachte Publius bei sich. Wenn ihm ein Ochsenkarren begegnete, so sprang er schnell zur Seite und ging dann gleich wieder auf der Straßenmitte. Jedoch Menschen zu Fuß begegneten ihm selten, es waren meist Sklaven, die Botendienste zu erledigen hatten.
Darum fiel ihm gleich das Mädchen im bunten Kleid und mit einem Korb unter dem Arm auf, das langsam die Straße heraufgeschlendert kam. Dennoch erkannte er erst im letzten Augenblick Bersika. Sie war schon halb an ihm vorbeigegangen, als er Halt machte und sich nach ihr umdrehte. Sie blieb nun auch stehen, als hätte sie nur darauf gewartet, und lächelte ihn an. Da fasste er sich ein Herz und schüttelte ihr nach Römerart beide Hände. Nachdem sie sich begrüßt und sich ihr Wohlergehen gegenseitig versichert hatten, plauderte Publius ohne Hast und ohne Scheu von seinem nächtlichen Aufenthalt am Bergsee und dessen unfasslicher Schönheit im Mondschein. Ein bezauberndes Lächeln spielte um ihren Mund.
„Du musst Großartiges erlebt haben, diese Nacht. Du siehst so verändert aus. Du strahlst eine wunderbare Ruhe aus, Publius. Ja, in der Tat, du hast dich sehr zu deinem Vorteil verändert!“
Das war aus solchem Munde zu viel des Guten, und aus war’s mit der Ruhe. So hatte ihn die Freude über ihre Worte überwältigt. Er war froh, dass sie weitersprach.
„Du weißt über mich so gut wie nichts. Darum will ich dir kurz über meine Tätigkeit im Tamithtempel berichten. Oh, nein, ich bin keine Priesterin. Mein Vater ist doch Großkaufmann, wie du weißt, und führt unter anderem kostbare rohe Salbe aus Alexandria für unsere Priesterschaft ein. Ich bringe diese Salben selbst zum Tempel, damit sie durch Sklavenhände nicht verunreinigt werden, und ich helfe, sie dort zuzubereiten. Ich arbeite gerne mit den Priesterinnen zusammen und habe schon vieles gelernt. Besonders die Heilkunde ist mir nicht mehr fremd, weil sie im Tempel oft mit Heilkräften arbeiten, um kranke Menschen mit Tamith und der Heilgottes-Hilfe wieder gesundzumachen.“
Publius hatte sie staunend angehört. Wie gerne hätte er mit ihr noch länger geplaudert. Aber er musste sich zurückmelden.
„Ich muss nun gehen, Bersika, ich habe meine Arbeit!“
Sie nickte verständnisvoll.
„Darf ich dich irgendwann einmal, wenn der Dienst es mir erlaubt, zu einem Spaziergang einladen? Nur, nur, brauche ich dann deine Adresse, damit ich dir schreiben kann.“
„Oh, schreib nicht nach Magalia. Die Boten würden dir zu viel Geld abnehmen. Schreib an Tempel T., Abteilung Mandelblüte, Eingang privat, Bersika.“
„Danke“, sagte Publius und ergriff zum Abschied ihre rechte Hand. Dann eilte er der inneren Stadtmauer zu, die Adresse immer vor sich hersagend.


