
Carthage by Peter Klopp ©
Publius in the Sickbed
Drenched in sweat, he arrived at the Kothon and saw his comrades lying drunk on the forecourt. Each one snored louder than the other. Publius reported back to his guard. The guard smiled a little at his zeal for duty. Publius immediately asked when the next day off would be.
“Well, we’re leaving in 14 days!”
“So early?” asked Publius, alarmed.
“Well, do you think we’ll spend an eternity on these trivialities? The Carthaginians are in the wrong anyway. That was already clear in Rome. So, my dear Publius, in eight days there will be another afternoon for the troops.” He didn’t know whether to be annoyed or happy. He had become so used to the peaceful life in Carthage that any hostile intention against the city hurt him like a personal attack. But what did the little guard know about what the commissioners were discussing, Publius said to himself disdainfully.
He went out into the sun and at the same time happily began to write a letter to Bersika on the stone steps over which he had spread his coat. Strange shivers gripped his whole body and he got goose bumps. With all the openness and sincerity of his heart, he wrote to her what she meant to him and how happy she had made him with their last conversation. The folly of being in love brought ever hotter, more exuberant words to paper. He paused. Had he gone too far? Again he felt himself shaken, a cold sweat broke out on him. He felt his forehead, it was warmer than usual. He hastily wrote the last lines, saying that he was very much looking forward to seeing her again and that he would expect her at the pepper market in eight days at two o’clock. Then he rolled up the sheet, put a silk ring over it and gave it to a slave who was working for the city as a postman in the city centre.
Tired and shivering, he lay down in his coat with his comrades in the warm sun. But he was still cold and was dozing. When he could no longer stand it, he went to the guard room and reported sick. In a single room, he wrapped himself up thickly in woollen blankets and, after someone brought him a hot tea, he felt a little better. The cold turned into a pleasant heat. While his fever rose from hour to hour, he tossed and turned restlessly on his bed. When he finally fell asleep, he still couldn’t rest. During the night, the wildest dreams gripped him. A glimmer of hope, of love in the deep abyss of illness, drew Bersika, as if by a vortex, into the witches’ dance of dream images. As the fever took hold of the body in all its heat, so the body wanted to pass it on to gain cooling and satisfaction: a strange mixture of fever and the intoxication of love. The images of bliss that he had once seen so clearly appeared again, only now painfully distorted, heightened by his sick, dirty imagination. A tremendous disgust with himself brought him back to reality. He rushed out into the cool night and vomited.
Karthago von Peter Klopp ©
Publius im Krankenlager
Schweiß überströmt langte er am Kothon an und sah seine Kameraden trunken auf dem Vorplatz liegen. Einer schnarchte lauter als der andere. Zackig meldete sich Publius bei seinem Wachhabenden zurück. Jener lächelte ein wenig über dessen Diensteifer. Sogleich erkundigte sich Publius, wann es den nächsten dienstfreien Tag gäbe.
„Tja, in 14 Tagen reisen wir ab!“
„So früh schon?“ fragte Publius erschreckt.
„Na, meinst du vielleicht, wir halten uns mit diesen Geringfügigkeiten eine Ewigkeit auf? Die Karthager sind ohnehin im Unrecht. Das stand schon in Rom fest. Also, mein lieber Publius, in acht Tagen gibt’s noch einen Nachmittag für die Mannschaften.“ Dieser wusste nicht, ob er sich ärgern oder freuen sollte. Er hat sich so an das friedliche Leben in Karthago gewöhnt, dass ihn jede feindliche Absicht gegen die Stadt wie ein persönlicher Angriff verletzte. Aber was wusste schon der kleine Wachhabende, was die Kommissare verhandelten, sagte sich Publius geringschätzig. Er ging hinaus in die Sonne und machte sich zugleich freudig daran, auf der Steintreppe, über die er seinen Mantel gebreitet hatte, einen Brief an Bersika zu schreiben.
Eigenartige Schauer ergriff seinen ganzen Körper, und er bekam eine Gänsehaut. Mit der ganzen Offenheit und Aufrichtigkeit seines Herzens schrieb er ihr, was sie ihm bedeute und wie glücklich sie ihn durch ihr letztes Gespräch gemacht hat. Die Torheit des Verliebtseins brachte immer heißere, überschwänglichere Worte zu Papier. Er hielt inne. War er zu weit gegangen? Wieder fühlte er sich durchrüttelt, der kalte Schweiß brach ihm aus. Er fühlte sich an die Stirn, sie war wärmer als sonst. Hastig schrieb er die letzten Zeilen, dass er sich sehr darauf freue, sie wiederzusehen und sie am Pfeffermarkt in acht Tagen um die zweite Mittagsstunde erwartet. Er rollte den Bogen ein, streifte ein seidenes Ringband darüber und gab ihn einem Sklaven, der im Auftrag der Stadt als Postboten in der Innenstadt eingesetzt war. Müde, fröstelnd legte er sich in seinen Mantel gehüllt zu seinen Kameraden in die wärmende Sonne. Doch ihm war es trotzdem kalt, und er dämmerte dumpf vor sich hin. Als er es nicht mehr aushielt, ging er in die Wachstube und meldete sich krank.
In einem Einzelzimmer wickelte er sich dick in Wolldecken ein und, nachdem man ihm einen heißen Tee gebracht hatte, fühlte er sich etwas besser. Die Kälte schlug in wohlige Hitze um. Während das Fieber von Stunde zu Stunde stieg, wälzte er sich unruhig auf seinem Lager. Als er dann schließlich doch eingeschlafen war, hatte er dennoch keine Ruhe. In der Nacht packten ihn die wildesten Träume. Ein Schimmer der Hoffnung, der Liebe in dem tiefen Abgrund der Krankheit, zog, wie bei einem Sog, Bersika mit hinein in den Hexentanz der Traumbilder. So wie das Fieber den Körper in seiner ganzen Glut erfasste, so wollte der Körper sie weitergeben, um Kühlung und Befriedigung zu erlangen: eine seltsame Mischung von Fieber und Liebesrausch. Die Bilder der Glückseligkeit, die er einst so klar gesehen hatte, erschienen wieder, nur jetzt peinlich verzerrt, gesteigert durch seine kranke, schmutzige Fantasie. Ungeheurer Ekel vor sich selbst führte ihn zurück in die Wirklichkeit. Er stürzte hinaus in die kühle Nacht, und erbrach sich.