
Carthage by Peter Klopp ©
The Massacre
“Today was the final session of the Senate of Carthage,” Decimus began.
“Naso had given a brilliant speech, weighed the reports of the Numidian envoys and the Carthaginian statements against each other, and had given Massinissa the right to collect the compensation demanded and to occupy and manage the disputed territory. In addition, the Carthaginians were to pay the full costs of the negotiations to the commission in Rome.
We were standing outside the town hall, Publius, and could hear everything. You would not believe the storm of indignation that arose in the Elders’ Council. The tumult was such that the inhabitants of the immediate vicinity ran together and only increased the shouting. Then Harso rose from his seat. You know, the one with whom you stayed the night on the first day. He spoke words of moderation and reflection, but no one listened to him. Then Naso’s commanding voice rang out and brought instant calm. “We await your answer,” he called out imperiously. Another murmur arose in the ranks of the senators. Then Harso, who was still standing, spoke again, “For the sake of peace, we accept.” Then the Numidian envoys stood up, bowed gratefully to our commission leader and left the town hall, still looking around haughtily. I have never encountered anything so pompous before. You should have seen them strutting past us. The town hall square was densely packed with people who had all abandoned their work and rushed there to hear the terrible news. Icy silence greeted the envoys. Hate-filled eyes stared at them. But hesitantly, a narrow alley formed in front of the Numidians who wanted to reach their horses in the nearby stables.
They had taken about 50 double steps when the crowd refused to open up any further. Wherever they looked, they were hemmed in by the crowd. The Numidians demanded passage loudly and unimpressed. One even raised his ambassador’s staff threateningly at the people standing next to them.
Suddenly, a cry rang out from behind. “Kill them, the desert pigs.”
“Yes, kill them,” rang out from all sides, and then a terrible commotion began. Those at the back pushed forward, whether the first wanted it or not. They were pushed against the ambassadors. When the latter defended themselves with their weapons, the people had to stop the ambassadors if they would rather not be killed. They snatched the weapons from them, threw them to the ground, and then we saw nothing more. The unleashed mass trampled over them, and the roar of hatred was so loud that we could not hear any of the cries of pain and death. The news had spread quickly in the Senate, and the Carthaginians turned as white as a sheet. Almost as if our commission leader had foreseen this, he spoke his words so calmly and carefully. “It is fortunate that we are still alive. Arrange this with the Roman consul. As for us, we will leave this very night to report to the Senate on the Carthaginians’ love of peace. The guards should make room for us outside.” We had little to do. The people, probably shocked by their bloody deed, retreated silently into their houses,” Decimus concluded his report.
Karthago von Peter Klopp ©
Das Massaker
„Heute war die Schlusssitzung im Senat von Karthago“, hob Decimus anzusprechen.
„Naso hatte eine glänzende Rede geschwungen, die Berichte der numidischen Gesandten und die karthagischen Aussagen gegeneinander abgewogen und hatte Massinissa das Recht zugesprochen, die geforderte Entschädigungssumme zu kassieren und das umstrittene Gebiet einzunehmen und zu bewirtschaften. Außerdem sollten die Karthager die Kosten der Verhandlung im vollen Umfang der Kommission gleich mit nach Rom geben.
Wir standen draußen vor dem Rathaus, Publius, und konnten alles mit anhören. Du glaubst gar nicht, welch Sturm der Entrüstung sich im ältesten Rat erhob. Der Tumult war derartig, dass die Bewohner der nächsten Umgebung zusammenliefen und das Geschrei nur noch vermehrten. Da erhob sich Harso so von seinem Sitz. Du weißt, bei dem du am ersten Tag übernachtet hast. Jener sprach Worte der Mäßigung und Besinnung, aber keiner hörte ihn an. Da ertönte die Kommando-gewaltige Stimme Nasos und schaffte augenblicklich Ruhe.
„Wir warten auf eure Antwort“, rief er gebieterisch. Ein erneutes Gemurmel erhob sich in den Reihen der Senatoren. Dann sprach wieder Harso, der noch immer stand, „Um des lieben Friedens willen, wir nehmen an.“
Da erhoben sich die numidischen Gesandten, verbeugten sich mit dankbaren Gesten vor unserem Kommissionsleiter und verließen noch hochmütig um sich blickend das Rathaus. So etwas Aufgeblasenes ist mir bisher nicht begegnet. Du hättest sie mal sehen sollen, wie sie an uns vorbei stolzierten. Der Rathausplatz war dicht gedrängt von Menschen, die alle ihre Arbeit im Stich gelassen hatten und auf die fürchterliche Nachricht dorthin geeilt waren. Eisiges Schweigen empfing die Gesandten. Hasserfüllte Augen starrten sie an. Aber zögernd bildete sich eine schmale Gasse vor den Numidiern, die ihre Pferde in den in der Nähe befindlichen Stallungen erreichen wollten.
Sie waren etwa 50 Doppelschritte gegangen, als der Menschenhaufen sich nicht mehr weiter öffnen wollte. Wo sie auch hinblickten, überall waren sie von der Masse eingekeilt. Die Numidier forderten laut und unbeeindruckt Durchgang. Da erhob einer sogar drohend seinen Gesandtenstab gegen den nächsten der umstehenden Menschen.
Da erscholl plötzlich von hinten. „Schlagt sie doch tot, die Wüstenschweine.“
„Ja, schlagt sie tot“, ertönte es von allen Seiten, und dann begann ein furchtbares Getümmel. Die Hintersten stießen nach vorn, ob die Ersten es wollten oder nicht. Sie wurden gegen die Gesandten gedrängt. Als sich diese mit der Waffe wehrten, mussten die Leute, wenn sie nicht getötet werden wollten, die Gesandten daran hindern. Sie entrissen Ihnen die Waffen, warfen sie zu Boden, und dann sahen wir nichts mehr. Die entfesselte Masse trampelte über sie hinweg, und das Hassgebrüll war so groß, dass wir nichts von den Schmerzen- und Todesschreien vernehmen konnten.
Die Botschaft hatte sich schnell im Senat herumgesprochen, worauf die Karthager kreidebleich wurden. Fast, als hätte unser Kommissionsleiter dies vorausgesehen, sprach er so ruhig und überlegt seine Worte.
„Es ist ein Glück, dass wir noch leben. Macht dies mit dem römischen Konsul aus. Was uns betrifft, fahren wir noch diese Nacht ab, um im Senat über die Friedensliebe der Karthager zu berichten. Die Wachmannschaft soll uns draußen Platz schaffen.”
Wir hatten wenig zu tun. Die Leute ,wohl erschrocken über ihre Bluttat, zogen sich stumm in ihre Häuser zurück“, endete Decimus seinen Bericht.