Carthage: A Love Story Chapter II Part 6

Carthage by Peter Klopp ©

Publius and Claudia Win the Dice Game

While Lucius was still explaining the rules, Claudia and Publius had already come to an agreement. The two of them would form a team. So the other one made a stupid face when he saw that he had to play with Antonius. It was a fun game. Antonius’ team lost every game, but since he was able to laugh so heartily about his bad luck, the dice rolling never stopped.

It was Publius’ team’s turn. Claudia took the face off and threw two, four and five.

“Five, three and two,” Publius summoned the dice. One, six, four. A malicious laugh arose from the other side. 

“Lost, lost! New game!”

“Four and four still make doubles,” Publius asserted his right to repeat the throw. He proudly placed a die in Claudia’s delicate hand. This time a six appeared on the smooth stone slab, and Publius added a second. One die was recovered. The two of them managed fifteen laps and were beaming about their great success. The wax tablet recorded the result and the game began again. When the sun had sunk behind the Capuan mountains, they stopped playing the fun game because they could no longer read the score on the dice. 

But they chatted for a while about their experiences. Antonius knew how to imitate his Greek tutor so convincingly that a bright laughter often rang out in the mild autumn air, and finally the father of the household came out and told the young company to go to bed. After they had shaken hands for a long time, Antonius called out, “And tomorrow we will take the boats out on the lake,” which was greeted with great shouts of joy. A new friendship was formed.

Karthago von Peter Klopp ©

Publius und Claudia Gewinnen das Würfelspiel

Während Lucius noch die Regeln erklärte, waren sich Claudia und Publius schon einig geworden. Sie beide würden ein Team bilden. So machte der andere ein recht dummes Gesicht, als er sah, dass er mit Antonius zusammen spielen musste. Es wurde ein lustiges Spiel. Das Team von Antonius verlor jedes Spiel, aber da er so herzlich über sein Pech lachen konnte, wollte das Würfeln kein Ende nehmen. 

Das Team von Publius war an der Reihe. Claudia machte das Anspiel und warf zwei, vier und fünf.

„Fünf, drei und zwei“, beschwor Publius die Würfel. Eins, sechs, vier. Ein schadenfrohes Gelächter erhob sich auf der Gegenseite. 

„Verloren, verloren! Neues Spiel!“

„Vier und vier machen immer noch Pasch“, machte Publius sein Recht auf eine Wiederholung des Wurfes ist geltend. Stolz legte er Claudia einen Würfel in ihre zierliche Hand. Diesmal zeigte sich eine Sechs auf der glatten Steinplatte, und Publius fügte eine Zweite hinzu. Ein Würfel war zurückgewonnen. So schafften die beiden fünfzehn Runden und strahlten über ihren großen Erfolg. Die Wachstafel hielt das Ergebnis fest, und das Spiel begann von Neuem. Als die Sonne hinter dem kapuanischen Bergland versunken war, stellten sie das lustige Spiel ein, da sie die Punktzahl vom Würfel nicht mehr ablesen konnten. 

Sie plauderten aber noch eine Weile über ihre Erlebnisse. Antonius wusste so überzeugend, seinen griechischen Hauslehrer nachzuahmen, dass oft ein helles Lachen in die milde Herbstluft schallte und schließlich der Hausvater heraustrat und die jugendliche Gesellschaft zu Bett mahnte. Als sie sich lange die Hände geschüttelt hatten, rief Antonius, „Und morgen fahren wir mit den Booten den See hinaus“, was mit großem Freudengeschrei begrüßt wurde. Eine neue Freundschaft war geschlossen.

Carthage: A Love Story Chapter II Part 5

Carthage by Peter Klopp ©

The Dice Game

“Have you noticed what a pretty girl Claudia is?”

“No,” Publius answered in surprise. “I didn’t take a closer look at her…”

What do I care, I have Bersika. He didn’t say the last sentence out loud because he was afraid of his comrade’s spiteful comments. Soon they fell asleep. The storm wind that broke furiously against the sturdy barn could not harm them. 

The bright morning sun with all its splendour seemed to mock last night’s rainstorm. Immediately after breakfast, which was served to them by a contented-looking slave, they set about repairing their things. The short swords had to be cleaned of dirt and rust and then lightly oiled. Then they brushed out their combat jackets, which had dried in the meantime. By midday they were finished and passed the time by throwing pebbles into the small lake where the manager bred his carp. They watched with brisk eyes as the thrown stones fell down to the water with increasing speed. 

“There must be a law of nature that makes them fall faster and faster,” grumbled Lucius. 

“The earth’s gravitational pull certainly plays no insignificant role in such a law,” added Publius after a moment’s thought. “And then the time also is a factor.”

“There she is again!”

“What, the time?” 

“Well man, Claudia, of course. She goes to the well to fetch water. How pretty she looks in her simple dress.

“You’re right, she looks really nice. When I think of the painted figures in Rome, I feel like throwing up the food from the last Mars festival. She looks at us in a friendly manner!” The legionnaires smiled back. Bersika was forgotten. “You know what? We invite her to play a game tonight!” 

“How are you going to do that?” Lucius asked, puzzled by his comrade’s sudden enthusiasm. 

“You have your dice with you and you know the rules to many games! We approach Brother Antonius and invite him to a game of Syracuse. You’ll see, the dear little sister will certainly come along, as long as she hasn’t fallen on her head.” 

They had so much time, the two soldiers. Since they didn’t know where their unit was camped, they had no choice but to wait. No sooner said than done. After dinner, which was again excellent, Lucius, who was more fluent in speech, presented his request to Antonius. As they expected, he happily agreed. There they were sitting outside in the mild evening light on the large stone slab that served as a terrace. Indeed, along with Antonius came Claudia, whose cheeks looked even more beautiful and natural in the red glow of the sun. 

“Since there are four of us now,” and Publius smiled mischievously at his successful ruse. “Let’s play Messina instead. You know the rules, Lucius. Please explain it to both of them.”

“So, it’s always two against two. Whichever party gets the most dice rounds, wins. The first two partners start and each roll the dice individually, then compare the results. Dice that complement each other, i.e. one and six, two and five, three and four, can be rolled again. The others are eliminated. The first party ends when they no longer have any dice. The number of rounds achieved is noted. Then it’s the other party’s turn.”

Karthago von Peter Klopp ©

Das Würfelspiel

„Ist dir aufgefallen, welch hübsches Mädchen die Claudia ist?“

„Nein“, antwortete Publius verwundert. „Ich habe sie nicht näher betrachtet …“

Was kümmert sie mich auch, ich hab’ ja Bersika. Den letzten Satz hat er nicht laut gesprochen, denn er fürchtet sich vor den gehässigen Bemerkungen seines Kameraden. Bald waren sie eingeschlafen. Der Sturmwind, der sich wütend an der stabilen Scheune brach, konnte ihnen nichts anhaben. 

Die strahlende Morgensonne schien die regnerische Nacht mit ihrer ganzen Farbenpracht verspotten zu wollen. Gleich nach dem Frühstück, das ihnen ein zufrieden aussehender Sklave dargereicht hatte, machten sie sich daran, ihre Sachen instand zu setzen. Die Kurzschwerter mussten von Schmutz und Rost befreit und hinterher leicht eingeölt werden. Dann bürsteten sie ihre Kampfjacken aus, die in der Zwischenzeit getrocknet waren. Gegen Mittag waren sie damit fertig und vertrieben sich die Zeit, indem sie Kieselsteine in den kleinen See warfen, wo der Verwalter seine Karpfen züchtete. Sie beobachteten mit forschem Blick, wie die hochgeschleuderten Steine mit steigender Geschwindigkeit aufs Wasser hinabstürzten. 

„Da muss doch ein Naturgesetz mitspielen, dass sie immer schneller herunterfallen“, brummte Lucius. 

„Die Anziehungskraft der Erde spielt bestimmt keine unbedeutende Rolle in einem solchen Gesetz“, fügte Publius nach kurzem Überlegen hinzu. „Und dann bestimmt auch noch die Zeit“.

„Da ist sie wieder!“

„Was denn, die Zeit etwa?“ 

„Na Mensch, Claudia, natürlich. Sie geht am Brunnen, um Wasser zu holen. Wie hübsch sie in ihrem schlichten Kleid aussieht.“

„Du hast recht, sie sieht wirklich sehr nett aus. Wenn ich an die bemalten Gestalten in Rom denke, kommt mir das Essen von der letzten Marsfeier noch hoch. Sie schaut uns freundlich zu!“ Die Legionäre lächelten zurück. Bersika war vergessen. „Weißt du was? Wir laden sie heute Abend zum Spielen ein!“ 

„Wie willst du denn das schaffen?“, fragte Lucius über den plötzlichen Eifer seines Kameraden verdutzt. 

„Du hast doch deine Würfel bei dir und kennst die Regeln zu vielen Spielen! Wir machen uns an den Bruder Antonius ran und laden ihn zu einer Partie Syrakus ein. Du wirst schon sehen, das liebe Schwesterlein wird sicherlich mitkommen, wenn sie nicht gerade auf den Kopf gefallen ist“. Sie hatten ja so viel Zeit, die beiden Soldaten. Da sie nicht wussten, wo ihre Einheit lagerte, blieb ihnen nichts anderes übrig, als zu warten. Gesagt, getan. Nach dem Abendessen, das wieder vorzüglich mundete, brachte Lucius, der im Reden gewandter war, seine Bitte Antonius vor. Wie sie erwartet hatten, stimmte er auch gleich freudig zu. Da saßen sie nun draußen auf der großen Steinplatte, die als Terrasse diente, im milden Abendlicht. 

In der Tat stellte sich mit Antonius auch Claudia ein, deren Wangen im roten Schein der Sonne noch herrlicher und natürlicher wirkten. 

„Da wir jetzt schon zu viert sind“, und dabei lächelte Publius verschmitzt über seine gelungene List. „Spielen wir lieber Messina. Du kennst doch die Regeln, Lucius. Erklär sie bitte den beiden einmal.”

„Also, es spielen immer zwei gegen zwei. Welche Partei die meisten Würfelaugen zusammen bekommt, hat gewonnen. Die ersten zwei Partner beginnen und würfeln jeder für sich, dann vergleicht man die Ergebnisse. Solche Würfel, die sich ergänzen, also eins und sechs, zwei und fünf, drei und vier, dürfen wieder gewürfelt werden. Die anderen scheiden aus. Die erste Partei macht Schluss, wenn sie keine Würfel mehr besitzt. Die Zahl der erreichten Runden wird notiert. Dann ist die Gegenpartei an der Reihe.“

Carthage: A Love Story Chapter II Part 4

Carthage by Peter Klopp ©

About War and Peace

“But what does Rome gain from destroying the city,” interrupted Publius. ‘Carthage is completely insignificant militarily; she has her hands full dealing with the daring Massinissa. We pretend to be afraid of the power of Carthage, as if a new Hannibal could besiege Rome with elephants. We’re just pretending. The money aristocracy’s mouths are already watering at the mere thought of getting the riches of the hard-working merchants down their ever-hungry throats. And foremost, the landowners, who are no longer farmers but speculators who spend most of their time in their Roman pleasure palaces. They look with envy and malicious concern at the cheap quantities of grain flowing from blessed Africa to Italy. In the past, when war was waged, it was about the existence and security of the fatherland. Today it’s all about money! I have spoken to men from the Peace Party over there who officially want to renounce their political independence and live a free commercial life under the patronage of Rome. But we don’t want subjugation, we want total annihilation!”

“You don’t speak like a Roman, Publius,” the father of the house intervened.

Publius’ eyes flickered with anger. “Our success once rested entirely on the principle, ‘Ius facere Romanum est’. (To do justice is Roman.) Since I still try to live according to this principle today, I am no longer a Roman.”

His words had left an impression. The manager lowered his head thoughtfully, his comrade refrained from making ironic remarks, and Claudia nodded to him in agreement and encouragement. 

“Your view is new to me, Publius. However, I want you not to misinterpret the legitimate fears of many as envy. Cato himself was over there and looked into the full armouries. He counted over 200,000 full armour and 300 heavy assault machines. Are you saying that the Punians use these devices to collect their grain every year?”

Publius reluctantly agreed to this objection. But he was convinced that there was a stronger counterargument, but he couldn’t think of it. And there was a pause, after which they decided to go to rest. Since there was no bedroom for the legionnaires, the two slept in the straw of the adjacent barn.

Karthago von Peter Klopp ©

Über Krieg und Frieden

„Aber was hat Rom davon, dass es die Stadt vernichtet”, fiel Publius ihm ins Wort. ‘Karthago ist doch militärisch vollkommen unbedeutend; sie hat alle Hände voll zu tun, um mit dem draufgängerischen Massinissa fertig zu werden. Wir geben vor, Angst vor der Macht Karthagos zu haben, als könnte ein neuer Hannibal Rom mit Elefanten belagern. Wir geben es nur vor. Denn der Geldaristokratie läuft schon heute das Wasser im Munde zusammen bei dem bloßen Gedanken, die Reichtümer der fleißigen Kaufleute in ihren immer hungrig aufgesperrten Rachen zu bekommen. Und erst einmal die Gutsbesitzer, die keine Bauern mehr sind, sondern Spekulanten, die die meiste Zeit in ihren römischen Lustschlössern verbringen, blicken mit Neid und böswilliger Sorge, die billigen Getreidemengen aus dem gesegneten Afrika ins Italien strömen. Wurde früher Krieg geführt, so ging es um Bestand und Sicherheit des Vaterlandes. Heute dreht sich alles nur ums Geld! Ich habe mit Männern der Friedenspartei drüben gesprochen, die offiziell auf ihre politische Unabhängigkeit verzichten und unter dem Patronat Roms ein freies Handelsleben führen möchten. Aber wir möchten nicht die Unterwerfung, sondern die totale Vernichtung!“ 

„Du sprichst nicht wie ein Römer, Publius“, schaltete sich der Hausvater ein.

 Zornig flackerte es in Publius’ Augen. „Einst nahm unser Erfolg völlig allein den Grundsatz in Anspruch, ‘Ius facere Romanum est’. (Gerecht zu handeln ist römisch.) Da ich noch heute nach diesem Grundsatz wenigstens versuche zu leben, bin ich also kein Römer mehr.“

 Seine Worte hatten Eindruck hinterlassen. Der Verwalter senkte nachdenklich den Kopf, sein Kamerad unterließ seine ironischen Bemerkungen, und Claudia nickte ihm zustimmend und aufmunternd zu. 

„Deine Ansicht ist mir neu, Publius. Ich möchte jedoch, dass du die berechtigte Furcht vieler nicht ohne Überlegung als Neid auslegst. Cato war selbst 160 drüben und hatte in die vollen Zeughäuser geschaut. Er zählte über 200.000 volle Rüstungen und 300 schwere Sturmgeschütze. Willst du etwa behaupten, dass die Punier alljährlich mit diesen Geräten ihr Getreide einholen?“

Unwillig stimmte Publius diesem Einwand zu. Doch war er überzeugt, dass es noch ein stärkeres Gegenargument gab, aber er kam nicht darauf. Und es entstand eine Pause, wonach man beschloss, sich zur Ruhe zu begeben. Da keine Schlafkammer für die Legionäre vorhanden war, schliefen die beiden im Stroh der angrenzenden Scheune.

Carthage: A Love Story Chapter II Part 3

Carthage by Peter Klopp ©

For the rest, I am of the opinion that Carthage is to be destroyed.  Cato, Roman senator

At the Roman Estate

In the middle stood a heavy oak table, immovable, with six chairs arranged in strict order. At the fireplace, where the legionnaires were now changing their clothes, a loom-like structure looked silently into the blazing flames. Apart from an ancestral picture and the usual Penates corner, nothing adorned the oversized manor room. Antonius, who had just brought the soldiers fresh woollen clothes from the clothing room, was sitting on the table and seemed to be amused by the still shivering night hikers. Because he smiled mischievously and made a mischievous, boyish face. Two slaves served the food and signalled with their hands that the master of the house would come immediately to greet the guests. 

It didn’t take too long before a somewhat stout man with a benevolent look around him entered the room, followed by his wife and daughter, who went by the name Claudia. 

“Aha! The gentlemen legionnaires! How many have you caught so far?”

“None yet, manager.”

“You see, there aren’t any here either. I haven’t missed any yet. You should have stayed further south. So welcome, slave hunters, you!”

Everyone laughed heartily at his words. Publius and Lucius also looked too strange in their borrowed wool trousers. They sat down around the table where a steaming soup, a feast for the eyes of frozen souls, was presented to the two of them.  The warmth that now penetrated their bodies from the inside was good for them. The steward asked about the latest developments in Rome as he sipped the hot liquid. 

“What a development,” Publius asked, not fully understanding the meaning of the question. 

“He can’t know that either!” Lucius intervened in the conversation in his critical and ironic way. 

“He was in Carthage for several weeks.”

“In Carthage?” Antonius shouted eagerly. “Oh, Father, he has to tell us about it. What’s the mood there like?”

“Mood?” Publius replied in surprise. 

“Well, don’t be so obtuse,” criticized Lucius. “Antonius means whether they want war.”

“No, they don’t want war.” 

The steward cleared his throat and waited until tempers had calmed down a little, then turned to Publius. “Is it not true that the Carthaginian mob tore the Numidian envoys to pieces in front of our commissioners? Isn’t that true? You were there, Publius.”

“But already. But anyone would have done that. The Carthaginians have …” He searched for words of explanation, but did not find them at the same time and remained silent. 

After a short pause, the manager began. “That’s how I see the situation. The Carthaginians want war and deserve it. I was recently in Rome to present a few fattening cattle to the state inspection authorities and have them valued. Of course, I didn’t miss the pithy speech of the brave Cato. I also learned about the last events in Carthage. Although the old moral preacher ended his sermon for the umpteenth time with the words ‘Ceterum censeo Cartaginem esse delendam’, this time it clearly made an impression on the outraged listeners. Here and there, people were loudly demanding that the Senate declare war.”

Karthago von Peter Klopp ©

Auf dem römischen Gut

In der Mitte stand unverrückbar fest ein schwerer Tisch aus Eiche, nach welchem sich sechs Stühle in strenger Ordnung ausrichteten. Am Kamin, wo sich die Legionäre nun umkleideten, blickte stumm ein webstuhlartiges Gebilde in die lodernden  Flammen. Außer einem Ahnenbild und der üblichen Penaten-Ecke zierte nichts das übergroße Gutszimmer. Antonius, der den Soldaten soeben frische Wollkleidung aus der Kleiderkammer gebracht hatte, saß auf dem Tisch und schien sich über die noch immer fröstelnden Nachtwanderer amüsieren zu wollen. Denn er lächelte verschmitzt und machte ein spitzbübisches Gesicht. Zwei Sklaven trugen das Essen auf und gaben durch Handzeichen zu verstehen, dass der Hausherr sogleich kommen werde, die Gäste zu begrüßen. 

Es dauerte auch nicht allzu lange, als ein etwas beleibter, wohlwollend um sich blickender Mann den Raum betrat, seine Frau und seine Tochter im Gefolge, die auf den Namen Claudia hörte. 

„Aha! Die Herren Legionäre! Wie viele habt ihr schon gefangen?“

„Bis jetzt noch keine, Herr Verwalter.“

„Seht ihr, hier gibt’s auch keine. Mir sind noch keine entlaufen. Ihr hättet euch südlicher halten sollen. Also seid herzlich willkommen, ihr Sklavenjäger, ihr!“

Alle mussten bei seinen Worten herzlich lachen. Auch sahen Publius und Lucius zu komisch aus in ihren ausgeliehenen Wollhosen. Man setzte sich um den Tisch, auf dem eine dampfende Suppe, eine Augenweide für durchgefrorene Seelen, sich den beiden darbot.  Die Wärme, die ihre Körper nun von innen durchdrang, tat ihnen gut. Der Verwalter erkundigte sich nach der neuesten Entwicklung in Rom, während er die heiße Flüssigkeit in sich hinein schlürfte. 

„Was für eine Entwicklung, fragte Publius“, den Sinn der Frage nicht ganz begreifend. 

„Das kann er auch nicht wissen!“, mischte sich Lucius in seiner kritischen und ironischen Art ins Gespräch. „Er ist mehrere Wochen in Karthago gewesen.“

„In Karthago?“, rief Antonius eifrig dazwischen. „Oh, Pater, er muss uns davon berichten. Wie ist die Stimmung dort?“

„Stimmung?“, erwiderte Publius verwundert. 

„Na, sei doch nicht so begriffsstutzig“, kritisierte Lucius. „Antonius meint, ob sie Krieg wollen.“

„Nein, Krieg möchten sie nicht.“ 

Der Verwalter räusperte sich und wartete ab, bis sich die Gemüter ein wenig beruhigt hatten, dann wandte er sich an Publius. „Stimmt es denn nicht, dass der karthagische Mob vor den Augen unserer Kommissare die numidischen Gesandten zerrissen hat? Stimmt das denn nicht? Du warst doch dabei, Publius.“

„Doch schon. Aber das hätte doch jeder getan. Die Karthager haben …” Er suchte Worte der Erklärung, fand sie jedoch nicht zugleich und schwieg. 

Nach einer kurzen Pause begann der Verwalter. „Ich sehe die Lage so. Die Karthager wollen Krieg und haben ihn auch verdient. Kürzlich war ich in Rom, um ein paar Mastrinder den staatlichen Untersuchungsbehörden vorzuführen und im Wert schätzen zu lassen. Da ließ ich mir natürlich die kernige Rede des wackeren Cato nicht entgehen. Dabei erfuhr ich auch die letzten Ereignisse in Karthago. Obwohl der alte Sittenprediger seinen Sermon zum x-ten Male mit den Worten ‘Ceterum censeo Cartaginem esse delendam’ beendete, hat es diesmal sichtlich Eindruck auf die empörten Zuhörer gemacht. Hier und dort fordert man laut vom Senat die Kriegserklärung.“


Carthage: A Love Story Chapter II Part 2

Carthage by Peter Klopp ©

Lost in the Rain

Storm and rain lashed the two legionnaires’ faces. Suddenly it was autumn. Under the heavy rain, the meadows became waterlogged, making it difficult for the two soldiers to walk.

“Holy shit! What a mess!” Lucius complained. 

“I thought you wanted to be a general one day,” Publius remarked ironically. “You must still be able to dream in such weather. For my part, I just think it’s great to be able to run against the storm like that and struggle with it.”

 Lucius grumbled a bit, but his companion didn’t understand what he said. They had lost contact with the troops for about four hours and were now looking for the camp in the rapidly falling darkness. They had long since ceased to be interested in the runaway slaves who still loitered around in this area and attacked honest people. But nothing could be seen in this dull grey weather. Sometimes they came across herds of cattle huddled together in the meadows.

“What a surprise!” Publius suddenly exclaimed enthusiastically. “I see light there on the right behind the row of birch trees. Hopefully there aren’t any slaves. They won’t give us a very friendly welcome!”

“Nonsense, it’s an estate. A blind man without a cane can see that!” replied Lucius.

They rushed towards it. It turned out he was right. A large farmstead appeared in its dark outlines. Publius hit the gate with the butt of his short sword. He had to repeat the knock several times until a slurping gait of sandals came from inside and the door finally opened. A warm stream of air blew towards the completely soaked soldiers. 

“Who are you and what do you want?” a youthful voice called out to them. 

“Lost legionnaires looking for shelter.” When the boy found out their plight, he immediately invited them to come in and warm up by the fireplace. This was the so-called parlour into which they entered. A large fire flickered and crackled merrily in the brick fireplace.

Karthago von Peter Klopp ©

Verirrt im Regen

Sturm und Regen peitschten die beiden Legionären ins Gesicht. Mit einem Schlag war es Herbst geworden. Unter dem schweren Regen zogen sich die Weiden voller Wasser, und das machte den beiden das Gehen schwer.

„Verdammte Scheiße! So ein Sauwetter!“, schimpfte Lucius. 

„Ich glaube, du willst einmal Feldherr werden“, bemerkte Publius ironisch. „Da musst du bei solch einem Wetter noch träumen können. Ich für meinen Teil finde es einfach klasse, so gegen den Sturm anzulaufen und mit ihm sich messen zu dürfen.“

 Lucius brummelte etwas, was Publius jedoch nicht verstand. Seit etwa vier Stunden hatten sie die Verbindung zur Truppe verloren und suchten jetzt in der schnell hereinbrechenden Dunkelheit ihr Lager. Die entlaufenen Sklaven interessierten sie schon lange nicht mehr, die in dieser Gegend noch vereinzelt herumlungerten und rechtschaffene Leute überfielen. Aber nichts war in diesem trüben Wettergrau zu erkennen. Manchmal stießen sie auf Rinderherden, die dicht zusammengedrängt auf den Wiesen kauerten. 

„Ich glaub’, mein Muli priemt!“, rief Publius plötzlich begeistert aus. „Dort rechts hinter der Birkenreihe sehe ich Licht. Hoffentlich sind das keine Sklaven. Die werden uns nicht gerade freundlich empfangen!“

„Quatsch, es ist ein Gutshof. Das sieht doch ein Blinder ohne Krückstock!“, erwiderte Lucius.

 Im Laufschritt eilten sie darauf zu. Es stellte sich heraus, dass er recht hatte. Ein großes Gehöft zeigte sich in seinen dunklen Umrissen. Publius schlug mit dem Knauf seines Kurzschwertes gegen das Tor. Mehrmals musste er das Klopfen wiederholen, bis von innen ein Schlürfen von Sandalen näher kam und die Tür sich endlich öffnete. Ein warmer Luftstrom wehte den völlig Durchnässten entgegen. 

„Wer seid ihr und was wollt ihr?“, rief ihnen eine jugendliche Stimme entgegen. 

„Verirrte Legionäre, die Obdach suchen.“ Als der Junge das erfahren hatte, lud er sie sofort ein, hereinzukommen und sich am Kamin aufzuwärmen. Das war die sogenannte gute Stube, in die sie traten. Ein großes Feuer flackerte und knisterte lustig im Backsteinkamin.