
Carthage by Peter Klopp ©
The Dice Game
“Have you noticed what a pretty girl Claudia is?”
“No,” Publius answered in surprise. “I didn’t take a closer look at her…”
What do I care, I have Bersika. He didn’t say the last sentence out loud because he was afraid of his comrade’s spiteful comments. Soon they fell asleep. The storm wind that broke furiously against the sturdy barn could not harm them.
The bright morning sun with all its splendour seemed to mock last night’s rainstorm. Immediately after breakfast, which was served to them by a contented-looking slave, they set about repairing their things. The short swords had to be cleaned of dirt and rust and then lightly oiled. Then they brushed out their combat jackets, which had dried in the meantime. By midday they were finished and passed the time by throwing pebbles into the small lake where the manager bred his carp. They watched with brisk eyes as the thrown stones fell down to the water with increasing speed.
“There must be a law of nature that makes them fall faster and faster,” grumbled Lucius.
“The earth’s gravitational pull certainly plays no insignificant role in such a law,” added Publius after a moment’s thought. “And then the time also is a factor.”
“There she is again!”
“What, the time?”
“Well man, Claudia, of course. She goes to the well to fetch water. How pretty she looks in her simple dress.
“You’re right, she looks really nice. When I think of the painted figures in Rome, I feel like throwing up the food from the last Mars festival. She looks at us in a friendly manner!” The legionnaires smiled back. Bersika was forgotten. “You know what? We invite her to play a game tonight!”
“How are you going to do that?” Lucius asked, puzzled by his comrade’s sudden enthusiasm.
“You have your dice with you and you know the rules to many games! We approach Brother Antonius and invite him to a game of Syracuse. You’ll see, the dear little sister will certainly come along, as long as she hasn’t fallen on her head.”
They had so much time, the two soldiers. Since they didn’t know where their unit was camped, they had no choice but to wait. No sooner said than done. After dinner, which was again excellent, Lucius, who was more fluent in speech, presented his request to Antonius. As they expected, he happily agreed. There they were sitting outside in the mild evening light on the large stone slab that served as a terrace. Indeed, along with Antonius came Claudia, whose cheeks looked even more beautiful and natural in the red glow of the sun.
“Since there are four of us now,” and Publius smiled mischievously at his successful ruse. “Let’s play Messina instead. You know the rules, Lucius. Please explain it to both of them.”
“So, it’s always two against two. Whichever party gets the most dice rounds, wins. The first two partners start and each roll the dice individually, then compare the results. Dice that complement each other, i.e. one and six, two and five, three and four, can be rolled again. The others are eliminated. The first party ends when they no longer have any dice. The number of rounds achieved is noted. Then it’s the other party’s turn.”
Karthago von Peter Klopp ©
Das Würfelspiel
„Ist dir aufgefallen, welch hübsches Mädchen die Claudia ist?“
„Nein“, antwortete Publius verwundert. „Ich habe sie nicht näher betrachtet …“
Was kümmert sie mich auch, ich hab’ ja Bersika. Den letzten Satz hat er nicht laut gesprochen, denn er fürchtet sich vor den gehässigen Bemerkungen seines Kameraden. Bald waren sie eingeschlafen. Der Sturmwind, der sich wütend an der stabilen Scheune brach, konnte ihnen nichts anhaben.
Die strahlende Morgensonne schien die regnerische Nacht mit ihrer ganzen Farbenpracht verspotten zu wollen. Gleich nach dem Frühstück, das ihnen ein zufrieden aussehender Sklave dargereicht hatte, machten sie sich daran, ihre Sachen instand zu setzen. Die Kurzschwerter mussten von Schmutz und Rost befreit und hinterher leicht eingeölt werden. Dann bürsteten sie ihre Kampfjacken aus, die in der Zwischenzeit getrocknet waren. Gegen Mittag waren sie damit fertig und vertrieben sich die Zeit, indem sie Kieselsteine in den kleinen See warfen, wo der Verwalter seine Karpfen züchtete. Sie beobachteten mit forschem Blick, wie die hochgeschleuderten Steine mit steigender Geschwindigkeit aufs Wasser hinabstürzten.
„Da muss doch ein Naturgesetz mitspielen, dass sie immer schneller herunterfallen“, brummte Lucius.
„Die Anziehungskraft der Erde spielt bestimmt keine unbedeutende Rolle in einem solchen Gesetz“, fügte Publius nach kurzem Überlegen hinzu. „Und dann bestimmt auch noch die Zeit“.
„Da ist sie wieder!“
„Was denn, die Zeit etwa?“
„Na Mensch, Claudia, natürlich. Sie geht am Brunnen, um Wasser zu holen. Wie hübsch sie in ihrem schlichten Kleid aussieht.“
„Du hast recht, sie sieht wirklich sehr nett aus. Wenn ich an die bemalten Gestalten in Rom denke, kommt mir das Essen von der letzten Marsfeier noch hoch. Sie schaut uns freundlich zu!“ Die Legionäre lächelten zurück. Bersika war vergessen. „Weißt du was? Wir laden sie heute Abend zum Spielen ein!“
„Wie willst du denn das schaffen?“, fragte Lucius über den plötzlichen Eifer seines Kameraden verdutzt.
„Du hast doch deine Würfel bei dir und kennst die Regeln zu vielen Spielen! Wir machen uns an den Bruder Antonius ran und laden ihn zu einer Partie Syrakus ein. Du wirst schon sehen, das liebe Schwesterlein wird sicherlich mitkommen, wenn sie nicht gerade auf den Kopf gefallen ist“. Sie hatten ja so viel Zeit, die beiden Soldaten. Da sie nicht wussten, wo ihre Einheit lagerte, blieb ihnen nichts anderes übrig, als zu warten. Gesagt, getan. Nach dem Abendessen, das wieder vorzüglich mundete, brachte Lucius, der im Reden gewandter war, seine Bitte Antonius vor. Wie sie erwartet hatten, stimmte er auch gleich freudig zu. Da saßen sie nun draußen auf der großen Steinplatte, die als Terrasse diente, im milden Abendlicht.
In der Tat stellte sich mit Antonius auch Claudia ein, deren Wangen im roten Schein der Sonne noch herrlicher und natürlicher wirkten.
„Da wir jetzt schon zu viert sind“, und dabei lächelte Publius verschmitzt über seine gelungene List. „Spielen wir lieber Messina. Du kennst doch die Regeln, Lucius. Erklär sie bitte den beiden einmal.”
„Also, es spielen immer zwei gegen zwei. Welche Partei die meisten Würfelaugen zusammen bekommt, hat gewonnen. Die ersten zwei Partner beginnen und würfeln jeder für sich, dann vergleicht man die Ergebnisse. Solche Würfel, die sich ergänzen, also eins und sechs, zwei und fünf, drei und vier, dürfen wieder gewürfelt werden. Die anderen scheiden aus. Die erste Partei macht Schluss, wenn sie keine Würfel mehr besitzt. Die Zahl der erreichten Runden wird notiert. Dann ist die Gegenpartei an der Reihe.“