
Carthage by Peter Klopp ©
Roman Funeral Procession
Publius was the last to pass through the Porta Capena, where he had to leave his military equipment. The Via Appia was carefully paved here, and walking on it was a relief for tired feet. He crossed several canals that supplied this part of the city with water. But he encountered no one on this otherwise lively street. When he asked an old man who was leaning against a house wall, basking in the dull afternoon sun, he simply replied that Senator Marcellus Pius had died. The town crier had called on all the citizens of his district to accompany the deceased. Publius hurried to move quickly to the eleventh district, where his light clothing would make him less conspicuous.
But it was already too late. When he had approached within 50 paces of the border road, the head of the funeral procession had just reached the intersection. Publius didn’t dare to cross the street now. He quickly stepped into a side street where he could quietly observe the strange-looking column of people.
Leading the way were the flute players, playing dirges with their instruments in a swirling rhythm and with abruptly fluctuating volume. They were followed by the mourners, whose hoarse cries and wild convulsions instilled fear in every onlooker and conveyed a sense of the horror of death. Then came the ancestors of the deceased in a long line. Noble men had to play them. And they wore the wax masks of the dead with pride and dignity. An ancient family, Publius thought to himself, their lineage surely stretching back to the time of the kings. They all wore the garments they had worn in their time; merchants, senators, censors, lectors, even consuls were among them. But an equally honourable place in the ancestral chain was occupied by several men in peasant dress. Each had contributed to increasing the family’s honour, and in this funeral procession they testified to their immortality. They were all on chariots. Yes, four magnificent horses pulled the team. One could almost forget the recently deceased when one contemplated the rich adornments of the ancestors: the gold-embroidered cloak of the triumphator, the purple of the censor, and the purple-embroidered cloak of the once-ruling consul.
Behind them followed the magnificent carriage of the dead senator, who lay in state on a purple blanket in all the finery of his official attire. To his left and right, clearly visible to every observer, lay his decorations and the weapons of his slain enemies. The deceased’s son led the following procession of mourning family members. Publius knew that he had the difficult task of evoking the memory of his ancestors before the assembled crowd and allowing them to speak through himself. They were all dressed entirely in black, and Publius withdrew even further into the corner of the house so as not to disturb the scene of mourning and solemnity with his white toga. Half an hour had passed when the last mourner had moved past him. He waited a little longer, then bounded across the street without looking back.
Karthago von Peter Klopp ©
Römischer Trauerzug
Publius schritt als Letzter durch die Porta Capena, wo er sein Gerät ablegen musste. Die Via Appia war hier sorgfältig gepflastert, und es war eine Wohltat für müde Füße, darauf zu gehen. Er überquerte mehrere Kanäle, die diesen Stadtteil mit Wasser versorgten. Doch traf er keinen Menschen auf dieser sonst so lebhaften Straße an. Als er einen Greis danach fragte, der sich an der Hauswand gelehnt in der trüben Nachmittagssonne wärmte, sagte der nur, Senator Marcellus Pius sei gestorben. Der Waibel hätte alle Bürger seines Bezirks aufgefordert, dem Verstorbenen das letzte Geleit zu geben. Publius beeilte sich, um noch schnell in den elften Bezirk hinüberzurücken, wo er mit seiner hellen Kleidung nicht so auffallen würde.
Aber es war schon zu spät. Als er sich der Grenzstraße auf 50 Schritte genähert hatte, erreichte gerade die Spitze des Trauerzuges die Kreuzung. Publius wagte es nicht, jetzt noch über die Straße zu springen. Schnell trat er in eine Seitenstraße, wo er still den seltsam anmutenden Zug beobachten konnte.
Vorweg zogen die Flötenspieler, die mit ihren Instrumenten im wirbelnden Rhythmus und mit abrupt schwankender Lautstärke Klagelieder spielten. Ihnen folgten die Klageweiber, die mit ihren heiseren Schreien und wilden Zuckungen jedem Zuschauer Angst einflößten und eine Ahnung vom Schreck des Todes vermittelten. Dann kamen in langer Reihe die Vorfahren des Verstorbenen. Vornehme Männer mussten sie spielen. Und sie trugen mit Stolz und Würde die Wachsmasken der Toten. Eine alte Familie, dachte Publius bei sich, ihr Stamm reicht bestimmt bis in die Zeit der Könige zurück. Sie alle trugen Gewänder, die sie zu ihrer Zeit zu tragen pflegten, Kaufleute, Senatoren, Zensoren, Lektoren, ja sogar Konsuln waren dabei. Aber einen ebenso ehrenvollen Platz nahmen in der Ahnenkette mehrere Männer im Feldgewand des Bauern ein. Jeder hatte zur Mehrung der Familienehre beigetragen, und in diesem Trauerzug zeugten sie von ihrer Unsterblichkeit. Sie waren alle zu Wagen. Ja, vier prächtige Rosse zogen das Gespann. Fast mochte man den soeben Verstorbenen vergessen, wenn man den reichen Schmuck der Ahnen betrachtete, den goldbestickten Mantel des Triumphators, den purpurnen des Zensors und den purpur gestickten des einst regierenden Konsuls.
Hinter ihnen schloss sich der Prachtwagen des toten Senators an, der in seinem ganzen Schmuck seiner Amtstracht auf einer purpurfarbigen Decke aufgebahrt lag. Links und rechts von ihm, deutlich sichtbar für jeden Betrachter, lagen seine Auszeichnungen und die Waffen der erlegten Feinde. Der Sohn des Verstorbenen führte den nun folgenden Zug der trauernden Familienmitglieder an. Publius wusste, dass diesem die schwierige Aufgabe zugefallen war, die Erinnerung an seine Ahnen später vor versammelter Menge wachzurufen und durch sich selbst jene zu Worte kommen zu lassen. Sie waren alle ganz im Schwarz gehüllt, und Publius zog sich noch weiter in den Hauswinkel zurück, um das Bild der Trauer und Feierlichkeit ja nicht durch seine weiße Toga zu stören. Eine halbe Stunde war vergangen, als der letzte Trauernde an ihm vorbeigezogen war. Er wartete noch eine kleine Weile, dann sprang er über die Straße, ohne sich noch einmal umzusehen.



