Carthage: A Love Story Chapter VI Part 3

Carthage by Peter Klopp ©

Warmonger Senator Cato

How disappointed they were when Numidia was granted the right to take possession of the grain-producing lands and their wealthy communities! And that wasn’t enough shame: The Carthaginians had to pay compensation of 500 talents for unlawful use. Not long afterward, the king, in his audacity, fuelled by Rome, seized the city of Toska and the fields of Bagradas.

A commission from Rome again set out to settle the new case. Unfortunately, the delegation was led by the greatest enemy of the Carthaginians: Cato. This man, who gained attention and admiration in the morally declining metropolis through his upright conduct and who in his speeches consistently cited famous role models of the Republic who hadn’t shied away from driving the plow themselves, despite their high official position, or perhaps precisely because of it. This man, in his completely narrow-minded way, was hostile to everything non-Roman. With fear and suspicion, he gazed at the lush fields, the streets pulsing with the spirit of commerce, the armouries, and the imposing moorings. Dark thoughts took hold of him, and his timid imagination heard the cry of terror for the second time: Punii ante portas!

Karthago von Peter Klopp ©

Kriegstreiber Senator Cato

Wie sehr sahen sie sich enttäuscht, als Numidien das Recht zugesprochen bekam, das Getreideland mit den wohlhabenden Gemeinden in Besitz zu nehmen! Und das war der Schande noch nicht genug: Die Punier hatten wegen widerrechtlicher Benutzung, eine Entschädigung von 500 Talenten zu bezahlen. Nicht lange darauf vergriff der König sich in seiner von Rom genährten Dreistigkeit an der Stadt Toska und den Feldern von Bagradas.

Wieder machte sich eine Kommission aus Rom auf die Reise, um den neuen Fall zu bereinigen. Das Unglück wollte es, dass ausgerechnet der größte Punierfeind die Delegation anführte: Cato. Dieser Mann, der durch seine sittliche Haltung in der verkommenen Weltstadt Aufsehen und Bewunderung erlangte und in seinen Reden stets berühmte Vorbilder der Republik erwähnte, die sich nicht gescheut hätten, trotz ihrer hohen Amtswürde oder gerade wegen dieser den Pflug noch selbst zu führen. Dieser Mann war in seiner durchaus bornierten Art alles Unrömische feind. Mit Furcht und Argwohn, blickte er auf die reichen Felder, die vom Handelsgeist durchpulsten Gassen, die Zeughäuser und das imposante Fottenmaterial. Düstere Gedanken machten sich in ihm breit, und seine furchtsame Fantasie hörte schon zum zweiten Mal den Schreckensschrei: Punii ante portas!

Carthage: A Love Story Chapter VI Part 2

Carthage by Peter Klopp ©

Missed Opportunities

But too foolish to seize the opportunity presented three times, they persisted in the soporific climate of prosperity. Rome began the war against King Philip of Macedon. The war against Antiochus of Syria followed, and once again the arms stirred in Greek territory, without the Carthaginians making the slightest effort to extract reasonable concessions from the Senate. Then, with each grain delivery, they further demonstrated their dependence and helplessness. Surely, the Roman state’s eye had to fall greedily on the juicy apple that the old, sickly tree of Carthage had last ripened? Who wouldn’t feel the desire and give the tree an effortless kick so that the apple fell into their lap?

The few who had reservations consoled themselves with phrases like this: that Roman honour would never permit the desecration of their city. While there were still border disputes between Carthage and Massinissa, the Roman commissioners had so far endeavoured to administer proper justice. Since the Kingdom of Numidia became independent, under Massinissa’s prudent rule, it had managed to consolidate, civilize, and expand the empire internally. Naturally, the latter could only be achieved at the expense of its rival. First, the ever-enterprising king seized the fertile land of Emporia, whereupon the Carthaginians, in the time-honoured manner, submitted to Roman arbitration.

Karthago von Peter Klopp ©

Verspielte Gelegenheiten

Doch zu dumm, die dreimal gebotene Gelegenheit zu ergreifen, verharrten sie in dem einschläfernden Wohlstandsklima. Rom begann den Krieg gegen König Philipp von Mazedonien. Es folgte der Krieg gegen Antiochos von Syrien, und abermals rührten sich die Waffen im griechischen Lande, ohne dass sich die Karthager nur im Geringsten die Mühe gaben, aus dem Senat vernünftige Konzessionen herauszupressen. Sodann bewiesen sie ihre Abhängigkeit und Hilflosigkeit nach jeder Getreidelieferung noch mehr. Musste nicht das Auge des römischen Staatswesens auf den saftig erfrischenden Apfel gierig fallen, den der alte, kranke Baum Karthago zum letzten Mal zur Reife gebracht hatte? Wer sollte da nicht Verlangen verspüren und dem Baum einen mühelosen Tritt versetzen, dass ihm der Apfel in den Schoß fiel?

Die wenigen, die Bedenken trugen, trösteten sich mit Phrasen wie dieser, dass die römische Ehre die Schändung ihrer Stadt niemals zulassen werde. Gab es noch Grenzstreitigkeiten zwischen Karthago und Massinissa, so befleißigten sich bisher allerdings die römischen Kommissare einer ordentlichen Rechtsprechung. Seit das Königreich Numidien selbstständig war, hatte es unter dem klugen Regiment Massinissa geschafft, das Reich innerlich zu festigen, zu zivilisieren und auch zu erweitern. Natürlich ließ sich Letzteres nur auf Kosten des Rivalen bewerkstelligen. Zuerst griff der immer unternehmungslustige König, nach der fruchtbaren Landschaft,, Emporia, woraufhin sich die Karthager in altbewährter Weise dem römischen Schiedsspruch unterwarfen.

Carthage: A Love Story Chapter VI Part 1

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Carthage’s Complacency

Since Hannibal’s final battle at Zama, the Romans had been meticulous in ensuring that the balance between the desert tribes and Carthage was not disturbed. In it, they found an order that maintained peace on African soil. Fifty years of truce and undisturbed development in loyal devotion to the Roman Senate had also helped the old Phoenician city achieve the prosperity and wealth it had enjoyed before the great Hannibalic War. Grateful for the gift of peace, the Peace Party ruled the city and, in addition to the annual tribute, supplied the Roman people with vast quantities of free grain. While Rome in the East plunged from one war to another, repeatedly demanding money from the state treasury and severely burdening the taxpayer, the wealthy merchant of Carthage basked contentedly in the African sun.

Did those well-fed citizens so completely lack political sense that they failed to recognize how precarious the gift of peace was? Hadn’t a people lost its right to exist once it had been deprived of the opportunity to defend itself? The Roman treaty contained all those pitfalls, which foreshadowed the city’s future ruin: ‘From now on, the Carthaginian people are forbidden to wage war without Rome’s consent, even in a state of defence.’ Anyone with even a hint of political acumen would have noticed that even the smallest desert sheikh could plunder the lands with impunity. And if they considered the unfortunate document to its utter conclusion, they would have already found within it the veiled formulation that implied utter humiliation, loss of freedom, and annihilation. For if Rome, driven one day unexpectedly by greed or blind hatred, were to become the aggressor, the Carthaginians would have no choice but to seek permission from the aggressor to defend themselves.

But satiated and thoughtless, the citizens slumbered on, clinging to the all-too-popular opinion: Because things are going well for them, they must stay that way. Wasn’t it time to tear up the shameful treaty and turn the sham peace into a real one?

Karthago von Peter Klopp ©

Karthagos Selbstzufriedenheit

Seit Hannibals letzter Schlacht bei Zama achteten die Römer mit peinlicher Sorgfalt darauf, dass das Gleichgewicht zwischen Nubien und Karthago nicht gestört wurde. In ihm fanden sie eine Ordnung, die den Frieden auf afrikanischem Boden wahrte. 50 Jahre Waffenruhe und ungestörte Entfaltung in treuer Ergebenheit zum römischen Senat hatten auch der alten Phönizierstadt fast zu dem Wohlstand und Reichtum verholfen, den sie vor dem großen Hannibalischen Krieg besessen hatte. Dankbar für die geschenkte Ruhe herrschte die Friedenspartei in der Stadt und lieferte neben den jährlichen Tributen dem römischen Volk kostenlos Getreide in ungeheuren Mengen. Während Rom im Osten von einem Krieg in den anderen sich stürzte, die Staatskasse immer wieder in Anspruch nehmen musste und den Steuerzahler stark bedrückte, sonnte sich der wohlhabende Kaufmann von Karthago voller Zufriedenheit in der afrikanischen Sonne.

Mangelte es jenen satten Bürgern denn völlig am politischen Sinn, um nicht zu erkennen, wie unsicher der geschenkte Friede war? Hatte nicht ein Volk seine Daseinsberechtigung verloren, wenn ihm die Möglichkeit, sich zu wehren, entrissen war? Im römischen Vertrag steckten doch all jene Tücken, die das künftige Verderben der Stadt vorausahnen ließen: Dem karthagischen Volk ist es fortan verboten, ohne die Einwilligung Roms Kriege zu führen, auch nicht, wenn der Verteidigungsfall gegeben ist. Jedem politisch halbwegs denkenden Menschen musste auffallen, dass jeder kleinste Wüstenscheich unbestraft die Lande plündern durfte. Und wenn er das unselige Schriftstück bis zur letzten Konsequenz durchdachte, musste er in ihm bereits die verschleierte Formulierung finden, die die völlige Demütigung, Preisgabe der Freiheit und Vernichtung in sich barg. Denn machte sich Rom eines Tages unerwartet, sei es von Geldgier, oder sei es von blindem Hass getrieben, zum Angreifer, so blieb den Puniern nur die irrsinnige Wahl, beim Aggressor die Erlaubnis zu holen, sich gegen ihn verteidigen zu dürfen.

Doch satt und gedankenlos dämmerte der Bürger vor sich hin und hielt an der allzu beliebten Meinung fest. Weil es ihm gut geht, muss es auch so bleiben. War es nicht an der Zeit, das schändliche Vertragswerk zu zerreißen und aus dem Scheinfrieden einen echten Frieden zu machen?

Carthage: A Love Story Chapter V Part 3

Carthage by Peter Klopp ©

A Fateful Decision


After a long time of suffering the agony and distress of losing two loves within one year, the compass needle of his inner life was no longer spinning out of control. More than three weeks had passed by now. Claudia had not yet responded to his letter, and he thought that if their correspondence was to end, it should at least end on a good note. So he wrote,  “A relationship, no matter how you look at it, which had so beautifully and lovingly developed, is not the kind that we just break off. Something of that, which we shared, will remain open and will eat forever at our hearts. Therefore, I would like to amiably end, what we have so amiably started. Let us if not in reality then at least symbolically embrace each other and part without any bitter feelings. I am thankful for all the dear letters, and I tell you once more that you have given me much during the time of inner trouble and distress. Please do not turn down my last request, dear Claudia, and write to me just one more time. One last sign from you, and I will be content. Salve, Publius”
But there was no sign, and Publius was not content.
The next morning, Publius decided, despite his father’s disapproval, to join the auxiliary forces of the Roman navy. He hoped the monotony of scrubbing the deck and similar meaningless drudgeries would offer an escape from the pain of having lost two loves within less than a year. He imagined being on a vessel anchored at a remote island of the empire, his captain leisurely waiting for the command to pursue and hunt down pirate ships. Little did he know that fate had decided on a different, far more perilous course in his life’s journey. 

Karthago von Peter Klopp ©

Eine schicksalhafte Entscheidung

Nachdem er lange Zeit unter dem Schmerz und der Not gelitten hatte, zwei Lieben innerhalb eines Jahres zu verlieren, drehte sich die Kompassnadel seines Innenlebens nicht mehr unkontrolliert. Mehr als drei Wochen waren inzwischen vergangen. Claudia hatte bis jetzt nicht auf seinen Brief geantwortet, und er dachte, wenn ihre Korrespondenz schon enden sollte, sollte sie wenigstens mit einer guten Note enden. So schrieb er: „Eine Beziehung, egal wie man sie betrachtet, die sich so schön und liebevoll entwickelt hat, ist nicht die Art, die wir einfach abbrechen. Etwas von dem, was wir teilten, wird offenbleiben und für immer an unseren Herzen nagen. Deshalb möchte ich in aller Freundschaft beenden, was wir so innig begonnen haben. Lasst uns, wenn nicht im wahrsten Sinne des Wortes, dann zumindest symbolisch einander umarmen und ohne Bitterkeit auseinandergehen. Ich bin dankbar für all die lieben Briefe und sage dir noch einmal, dass du mir in der Zeit der inneren Not und Bedrängnis viel gegeben hast. Bitte schlage meine letzte Bitte nicht ab, liebe Claudia, und schreib mir nur noch einmal. Ein letztes Zeichen von dir, und ich bin zufrieden. Salve, Publius.“

Doch es gab kein Zeichen, und Publius war nicht zufrieden.

Am nächsten Morgen beschloss Publius trotz der Missbilligung seines Vaters, sich den Hilfstruppen der römischen Marine anzuschließen. Er hoffte, die Monotonie des Deckschrubben und ähnliche sinnlose Plackereien würden ihm einen Ausweg aus dem Schmerz bieten, innerhalb von weniger als einem Jahr zwei Geliebte verloren zu haben. Er stellte sich vor, auf einem Schiff vor Anker zu liegen, das vor einer abgelegenen Insel des Reiches lag, während sein Kapitän gemächlich auf den Befehl wartete, Piratenschiffe zu verfolgen und zu jagen. Jedoch ahnte er nicht, dass das Schicksal seinem Leben einen anderen, weitaus gefährlicheren Verlauf gegeben hatte.