
Carthage by Peter Klopp ©
Carthage’s Complacency
Since Hannibal’s final battle at Zama, the Romans had been meticulous in ensuring that the balance between the desert tribes and Carthage was not disturbed. In it, they found an order that maintained peace on African soil. Fifty years of truce and undisturbed development in loyal devotion to the Roman Senate had also helped the old Phoenician city achieve the prosperity and wealth it had enjoyed before the great Hannibalic War. Grateful for the gift of peace, the Peace Party ruled the city and, in addition to the annual tribute, supplied the Roman people with vast quantities of free grain. While Rome in the East plunged from one war to another, repeatedly demanding money from the state treasury and severely burdening the taxpayer, the wealthy merchant of Carthage basked contentedly in the African sun.
Did those well-fed citizens so completely lack political sense that they failed to recognize how precarious the gift of peace was? Hadn’t a people lost its right to exist once it had been deprived of the opportunity to defend itself? The Roman treaty contained all those pitfalls, which foreshadowed the city’s future ruin: ‘From now on, the Carthaginian people are forbidden to wage war without Rome’s consent, even in a state of defence.’ Anyone with even a hint of political acumen would have noticed that even the smallest desert sheikh could plunder the lands with impunity. And if they considered the unfortunate document to its utter conclusion, they would have already found within it the veiled formulation that implied utter humiliation, loss of freedom, and annihilation. For if Rome, driven one day unexpectedly by greed or blind hatred, were to become the aggressor, the Carthaginians would have no choice but to seek permission from the aggressor to defend themselves.
But satiated and thoughtless, the citizens slumbered on, clinging to the all-too-popular opinion: Because things are going well for them, they must stay that way. Wasn’t it time to tear up the shameful treaty and turn the sham peace into a real one?
Karthago von Peter Klopp ©
Karthagos Selbstzufriedenheit
Seit Hannibals letzter Schlacht bei Zama achteten die Römer mit peinlicher Sorgfalt darauf, dass das Gleichgewicht zwischen Nubien und Karthago nicht gestört wurde. In ihm fanden sie eine Ordnung, die den Frieden auf afrikanischem Boden wahrte. 50 Jahre Waffenruhe und ungestörte Entfaltung in treuer Ergebenheit zum römischen Senat hatten auch der alten Phönizierstadt fast zu dem Wohlstand und Reichtum verholfen, den sie vor dem großen Hannibalischen Krieg besessen hatte. Dankbar für die geschenkte Ruhe herrschte die Friedenspartei in der Stadt und lieferte neben den jährlichen Tributen dem römischen Volk kostenlos Getreide in ungeheuren Mengen. Während Rom im Osten von einem Krieg in den anderen sich stürzte, die Staatskasse immer wieder in Anspruch nehmen musste und den Steuerzahler stark bedrückte, sonnte sich der wohlhabende Kaufmann von Karthago voller Zufriedenheit in der afrikanischen Sonne.
Mangelte es jenen satten Bürgern denn völlig am politischen Sinn, um nicht zu erkennen, wie unsicher der geschenkte Friede war? Hatte nicht ein Volk seine Daseinsberechtigung verloren, wenn ihm die Möglichkeit, sich zu wehren, entrissen war? Im römischen Vertrag steckten doch all jene Tücken, die das künftige Verderben der Stadt vorausahnen ließen: Dem karthagischen Volk ist es fortan verboten, ohne die Einwilligung Roms Kriege zu führen, auch nicht, wenn der Verteidigungsfall gegeben ist. Jedem politisch halbwegs denkenden Menschen musste auffallen, dass jeder kleinste Wüstenscheich unbestraft die Lande plündern durfte. Und wenn er das unselige Schriftstück bis zur letzten Konsequenz durchdachte, musste er in ihm bereits die verschleierte Formulierung finden, die die völlige Demütigung, Preisgabe der Freiheit und Vernichtung in sich barg. Denn machte sich Rom eines Tages unerwartet, sei es von Geldgier, oder sei es von blindem Hass getrieben, zum Angreifer, so blieb den Puniern nur die irrsinnige Wahl, beim Aggressor die Erlaubnis zu holen, sich gegen ihn verteidigen zu dürfen.
Doch satt und gedankenlos dämmerte der Bürger vor sich hin und hielt an der allzu beliebten Meinung fest. Weil es ihm gut geht, muss es auch so bleiben. War es nicht an der Zeit, das schändliche Vertragswerk zu zerreißen und aus dem Scheinfrieden einen echten Frieden zu machen?