Dankbarkeit
Von Albert Schweitzer stammt der Hinweis: „Der Mensch, dem du Dankbarkeit schuldest, sei dir nie ein Mensch wie ein anderer und werde es nie, sondern bleibe dir etwas Besonderes, wie etwas, das dir geheiligt ist.” Doch sollte man als „Beschenkter” sich nicht als „Schuldner” fühlen, der etwas gut zu machen oder zu entgelten hat. Wichtig sei, die Dankbarkeit zu zeigen und auch auszusprechen. Denn ausbleibende Dankbarkeit führt zu Enttäuschungen und bewirkt das Gegenteil von dem, was Albert Schweitzer noch zur Dankbarkeit gesagt hat: „Die dankbaren Menschen geben den anderen Kraft zum Guten.”
Dankbarkeit darf vor allem auch nicht fehlen, wenn Menschen zusammen leben, stellt Wolfgang Teichert (in Möllering und Behlau) fest. „Auch wenn sie noch so geringfügig ist und man Dankbarkeit nicht gleich überall entdeckt. Während der dankbare Mensch das Empfangene im Gedächtnis behält, hat der Undankbare es schnell vergessen, weil er es für etwas Selbstverständliches hält. Durch undankbares Verhalten stellt sich der Mensch aber selbst ins gesellschaftliche Abseits. Dankbarkeit gestaltet das menschliche Zusammenleben freundlich, denn sie beruht ja nicht auf dem Prinzip der Leistung und Gegenleistung. Dankbarkeit ist in erster Linie eine Herzenssache, denn sie will nicht nur ausgesprochen, sondern tief empfunden sein. Auch wenn es keine persönlichen „Geber” gibt, sollte man Dankbarkeit empfinden: So sollte man dafür dankbar sein, dass man gesund ist und vor Unheil bewahrt bleibt, wenn man zu essen hat und nicht Hunger leidet, wenn man in harmonischen Familienverhältnissen leben kann, wenn etwas vollbracht ist, was viel Mühe bereitet hat, wenn man lieben Menschen begegnet, wenn man zu besserer Erkenntnis oder Einsicht gelangt ist. Es gibt ja so vieles, wofür man dankbar sein muss, was aber vielen Menschen als selbstverständlich erscheint. Dankbarkeit spielte zum Beispiel auch bei dem Entschluss des Studenten Albert Schweitzer eine Rolle, vom dreißigsten Lebensjahr an Mensch für Menschen sein zu wollen, was er dann ja auch verwirklicht hat. So gehören das Danken und das Denken zusammen, denn Undankbarkeit beruht allzu oft auf Gedankenlosigkeit. „Dankbarkeit beglückt, weil man sie so selten sichtbar erlebt”, fand Stefan Zweig.