
Carthage by Peter Klopp ©
Publius meets Bersika
A black and white spotted desert dog burst out of the darkness, barking loudly, and immediately fell silent when it recognized its master. The entrance hall of the country house was soon a hive of activity. Slaves lit torches, others opened the large portal. And when Harso and Publius climbed the stairs, the housewife and Bersika, the 19-year-old daughter, were already ready to welcome the returning master and guest. A magnificent carpet, woven with wonderful colours, shone in the light of the torches. This led into the interior of the house.
“So this is our Roman guest,” began the housewife. “We hope you feel comfortable with us. You must have brought a good appetite back from the sea. Dinner is already laid out.” Overwhelmed by the unexpected cordiality and warmth with which he was received, Publius just remained silent and nodded. The dining room they now entered was richly and yet simply furnished, as he was used to in his father’s workshop apartment. However, the walls were panelled with rare, precious wood. Slow-burning torches were attached to the variously decorated wooden pillars, which provided the room with even light. At the other end there was another entrance, which the servants obviously used to bring in the food. From there came a tempting smell of roasting, which increased Publius’s hunger and made his mouth water. The middle was filled with a large oak table with a polished marble slab set into it. They sat down on leather couches around it, so that Publius was sitting opposite Bersika. What drew the young Roman’s attention to her was not so much her lovely figure as her straw-blonde hair and her blue eyes, which *fought inscrutably against him. How did the girl get her Nordic appearance, he asked himself secretly. She sat silently opposite him, her eyes fixed on him. Meanwhile, he had to tell about his sea voyage, which distracted him a little. He was glad to be allowed to break his silence. After they had drunk a cup of Spanish wine, the meal was served. A wonderfully prepared roasted antelope, enriched with unknown fruits, was steaming in a large silver bowl. Harso told Publius to eat generously. He didn’t need to be told twice and reached for a cut piece of meat that was wrapped in a lettuce leaf so that he didn’t have to get his fingers dirty. The girl ate little. Every time Publius looked up, her eyes looked at him spellbound, causing a wave of hot blood to shoot into his head.
“Bersika, you haven’t said anything this evening. You’re not usually so quiet,” the mother said to her daughter in surprise.
“Oh, nothing, Mata, nothing. I’m just so terribly tired,” the silent one said. And to make what she had said more credible, she got up from her leather seat. “Thank you for the food and good night to everyone. Tanith protect you.” Everyone was given a short nod, first the father, then the mother. A profound look seemed to hit Publius’ heart and tear the young Roman out of reality for a moment. It was as if he were deep in a golden, warm stream of bliss. For a while, he stared at the curtain behind which Bersika had disappeared.
“Well, how do you like it here?” Harso tore him out of his reverie. “Heavenly!” he exclaimed enthusiastically, then as if coming to his senses. “You are so kind to me, Harso! Thank you, I like it very much. Thank you!” After they had chatted for a while, Harso asked his wife to show the guest his bedroom. They had all become tired from the conversation and the heavy wine. Publius walked out of the room at Mata’s side, while Harso looked after them thoughtfully. They climbed a narrow staircase and entered a narrow corridor, at the end of which a colourful curtain hung down. That was where he was supposed to rest.
“Sleep well and dream sweetly, my dear Publius,” the housewife said goodbye motherly. “Let’s hope that we will soon experience more peaceful times. Strife and discord eat away at the heart and make you sick. Believe me,” she concluded her speech, “the Carthaginians only want their peace and quiet. Their desire for conquest has completely disappeared since Hannibal.” She had spoken to him as if Publius, as a person with Roman citizenship, influenced political events. At least that’s how it seemed to him. Embarrassed, he searched for a suitable answer, then said, “It will turn out well for all of us. Good night!”
Karthago von Peter Klopp ©
Publius lernt Bersika kennen
Laut bellend, kam ein schwarz-weiß gefleckter Wüstenhund aus dem Dunkel hervorgeschossen und verstummte sofort, als er seinen Herrn erkannt hatte. Alsbald regte sich emsiges Leben in der Vorhalle des Landhauses. Sklaven zündeten Fackeln an, andere öffneten das große Portal. Und als Harso und Publius die Treppen hinaufstiegen, standen auch schon die Hausfrau und Bersika, die 19-jährige Tochter, bereit, die Heimkehrenden zu empfangen. Im Schein der Fackeln leuchtete ein großartiger Teppich, in dem herrliche Farben eingewoben waren. Dieser führte ins Hausinnere.
“Dies ist also unser römischer Gast”, begann so die gültig dreinblickende Hausmutter. Wir hoffen, dass du dich bei uns wohlfühlst. Du hast sicher guten Appetit von der See mitgebracht. Das Abendessen ist auch schon gedeckt. Überwältigt von der unerwarteten Herzlichkeit und Wärme, mit der er empfangen wurde, schwieg Publius nur und nickte. Der Speisesaal, den sie nun betraten, war reich und doch schlicht zugleich ausgestattet, wie er es von seiner Vaters Werkstattwohnung gewohnt war. Jedoch waren die Wände mit seltenen Edelhölzern verkleidet. An den mannigfaltig gezierten Holzsäulen waren langsam abbrennende Fackeln befestigt, die den Raum mit gleichmäßigem Licht versorgten. Am anderen Ende befand sich ein weiterer Eingang, den offensichtlich die Bediensteten zu nehmen pflegten, um das Essen hereinzutragen. Von dort kam ein verlockender Bratenduft, der Publius Hungergefühl noch steigerte und ihm das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ. Die Mitte füllte ein großer Eichentisch aus, in dem eine geschliffene Marmorplatte eingelassen war. Um diesen ließen sie sich auf ledernen Liegen nieder, und zwar so, dass Publius Bersika gegenüberzusitzen kam. Was die Aufmerksamkeit des jungen Römers auf sie lenke, war weniger ihre liebliche Gestalt als vielmehr ihr strohblondes Haar und ihre blauen Augen, die ihm unergründlich entgegen streiten. Wie kommt das Mädchen zu ihrem nordischen Aussehen, stellte er sich insgeheim die Frage. Stumm saß sie ihm gegenüber, nur die Augen auf ihn gerichtet. Währenddessen musste er von seiner Seereise berichten, was ihn ein wenig ablenkte. Er war froh, sein Schweigen brechen zu dürfen. Nachdem sie einen Becher spanischen Wein getrunken hatten, wurde das Essen serviert. Ein herrlich zu gerichteter Antilopenbraten, mit unbekannten Früchten bereichert, dampfte in einer großen Silberschale. Harso sprach Publius zu, er solle nur kräftig zulangen. Das ließ er sich auch nicht zweimal sagen und griff nach einem zugeschnittenen Fleischstück, das von einem Salatblatt eingehüllt war, damit man sich nicht die Finger zu beschmutzen brauchte. Das Mädchen aß wenig. Jedes Mal, wenn Publius aufblickte, schauten ihn ihre Augen gebannt an und ließen eine Welle heißen Blutes in seinen Kopf schießen.
“Bersika, du hast ja heute Abend noch gar nichts gesagt. Du bist doch sonst nicht so schweigsam”, wandte sich die Mutter verwundert an ihre Tochter.
“Ach nichts, Mata, nichts. Ich bin nur so schrecklich müde”, brachte die Schweigsame vor. Und um das Gesagte glaubhaft zu machen, erhob sie sich von ihrem Ledersitz.
“Ich danke für die Speise und sage allen eine gute Nacht. Tanith behüte euch.” Jeder wurde mit einem kurzen Kopfnicken bedacht, erst der Vater, dann die Mutter. Ein tiefer Blick schien gleichsam Publius Herz zu treffen und für einen Augenblick den jungen Römer aus der Wirklichkeit zu reißen. Es war ihm, als ob er tief in einem goldenen, warmen Strom der Seligkeit wäre. Eine Weile noch starrte er auf den Vorhang, hinter dem Bersika verschwunden war.
“Nun, wie gefällt es dir bei uns?”, riss ihn Harso aus seiner Verträumtheit.
“Himmlisch!”, rief er begeistert, dann wie sich besinnend. “Du bist so gütig zu mir, Harso! Danke, es gefällt mir sehr. Danke!” Nachdem sie noch eine Weile geplaudert hatten, bat Harso seine Frau, dem Gast seine Schlafkammer zu zeigen. Denn sie waren alle durch das Gespräch und den schweren Wein müde geworden. Publius ging an Matas Seite zum Zimmer hinaus, während Harso ihnen nachdenklich nachsah. Sie stiegen eine schmale Treppe hinauf und betraten einen schmalen Gang, an dessen Ende ein farbenfroher Vorhang herabhing. Dort sollte er also ruhen.
“Schlaf schön und träume süß, mein lieber Publius”, verabschiedete sich mütterlich die Hausfrau. “Hoffen wir, dass wir bald friedlichere Zeiten erleben. Hader und Zwist zehren am Herzen und machen krank. Glaube mir”, beendete sie ihre Rede, “die Karthager wünschen nur ihren Frieden und ihre Ruhe. Die Eroberungslust ist ihnen seit Hannibal gründlich vergangen”. Sie hatte zu ihm gesprochen, als ob Publius als Mensch mit römischem Bürgerrecht Einfluss auf das politische Geschehen gehabt hätte. So kam es ihm wenigstens vor. Verlegen sucht er nach einer passenden Antwort, sagte dann, “Es wird sich für uns alle zum Guten wenden. Gute Nacht!”
Lektionen werden meist instantan vergessen oder spätestens in den nächsten Generationen.
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