Albert Schweitzer – Seminar #13

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Die Geschichte vom Hühnerstall und vom Arzthelfer Joseph

Die siebzig Kisten standen am Ufer des Flusses. Da bekamen sie plötzlich viele schwarze Beine und wanderten den Hügel hinauf zum Holzhaus des Doktors und seiner Frau. Als der Doktor genauer hinsah, bemerkte er viele schwarze Jungen und Mädchen mit kurzen, krausen Haaren, die die Kisten hoch trugen und dabei lachten und schwatzten. Als alle Kisten im Doktorhaus untergebracht waren, stand nur noch das Klavier am Fluss. Das war aber zu schwer für die Kinder. Da mussten starke Männer kommen und das Instrument ins Haus tragen. Albert Schweitzer spielte nämlich abends nach der Arbeit immer auf dem Klavier Musikstücke von Johann Sebastian Bach oder schöne Choräle.

Schon als Albert und Helene die Kisten auspackten, kamen die ersten Kranken zu ihnen. Die meisten fuhren in Einbaumbooten auf dem Ogowefluss zur Station. Es hatte sich nämlich durch Buschtrommeln herumgesprochen, dass ein weißer Oganga in Lambarene ist. Ein Oganga ist ein Zauberer, der Menschen krank und wieder gesund machen kann. Aber Albert sagte ihnen, dass er kein Zauberer sei und auch niemanden krank machen will und kann.

Das sei nur böser Aberglaube. Aber die Kranken kamen nicht allein, sondern mit ihren Familien. Für die Behandlung mussten sie bezahlen. Weil die meisten kein Geld hatten, bezahlten sie mit Hühnern, Bananen oder Bambusstäben. Das alles brauchte der Doktor zur Ernährung und Unter­bringung der Menschen. Es gab nämlich noch gar kein Krankenhaus. Albert und Helene mussten im Freien operieren. Das war sehr mühsam, denn die Sonne schien heiß vom Himmel und wenn es regnete, mussten sie die Operation unterbrechen. Abends waren beide immer todmüde.

Doch bald kam Hilfe. Der Missionar zeigte ihnen einen kleinen Hühnerstall. Den konnten sie als „Operationssaal“ nutzen. Natürlich musste der Stall zuvor gründlich gesäubert werden. Aber nun mussten Albert und Helene nicht mehr in der heißen Sonne stehen und waren auch vor dem Regen geschützt. Der kleine Hühnerstall war der Anfang ihres Hospitals. Eine zweite Hilfe war der Joseph. Er war früher Koch gewesen und konnte acht Stammessprachen sprechen, außerdem französisch und englisch. So konnte er immer alles übersetzen, was der Doktor zu den Kranken sagte. Nur schreiben und lesen konnte Joseph nicht, denn er war nie in eine Schule gegangen. Der Doktor musste den Kranken ganz wichtige Hinweise geben: „Ihr dürft nicht in der Nähe des Krankenhauses hinspucken!“ Oder: „Ihr müsst eure Medizin so einnehmen, wie ich es euch sage!“ Zuerst haben sie nämlich oft alle Tabletten oder die verordneten Tropfen auf einmal geschluckt. Das war gefährlich und das darf man nicht. Weil Joseph früher Koch war, benutzte er auch Ausdrücke wie Fleischer. So sagte er zum Beispiel: „Der Mann hat Schmerzen am Kotelett.“ Oder: „Dieser Frau tut das Filet weh!“. Manche Kranke nahmen überhaupt keine Medizin ein. Sie glaubten, der Doktor würde sie durch Zauber heilen. Aber auch das ist schlimmer Aberglaube. Das alles mussten ihnen Albert und Helene geduldig erklären.

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Albert Schweitzer – Seminar #12

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Die Geschichte von Albert und Helene Schweitzers Schiffsreise nach Afrika

Wisst ihr, was der Karfreitag bedeutet? Es ist der Freitag vor dem Osterfest. An diesem Tag soll Jesus am Kreuz gestorben sein. Er hat den Menschen gesagt und gezeigt, was Nächstenliebe bedeutet: Man soll nicht nur seinen Nächsten, sondern auch seine Feinde lieben. Trotzdem haben ihn seine Feinde getötet. Wer etwas Gutes will und tut, wird nicht immer dafür belohnt und manchmal sogar bestraft.

Der Karfreitag ist ein großer Feiertag, nicht nur für die Christen, sondern eigentlich für alle Menschen, für die Jesus gestorben ist. An einem solchen Karfreitag des Jahres 1913, also vor über 90 Jahren, begann für Albert und Helene Schweitzer die weite Reise nach Afrika. Um dorthin, ganz weit im Süden und mitten im Urwald, zu kommen, mussten die Menschen verschiedene Verkehrsmittel benutzen. Flugzeuge gab es damals für solche weiten Reisen noch nicht. So bestiegen Albert und Helene auf dem Bahnhof von Günsbach einen Eisenbahnzug. Die Glocken der kleinen Dorfkirche läuteten wie zum Abschied. Alberts Mutter, Vater und Geschwister hatten die beiden zum Zug begleitet. Alle waren sehr traurig. Aber Albert tröstete sie und sagte, dass sie in zwei Jahren wiederkämen. Doch es dauerte leider viel, viel länger, und seine Mutter hat er nie wiedergesehen.

Langsam fuhr der Zug an. Dann verschwand das Heimatdorf hinter den Bergen. Die Eisenbahnfahrt dauerte mehrere Tage, denn sie mussten ja quer durch ganz Frankreich fahren, bis sie in der großen Hafenstadt Bordeaux ankamen. Am Hafen mussten sie zuerst die 70 Kisten ausladen und den Zöllnern zur Kontrolle zeigen. Die Zöllner prüfen immer, ob die Reisenden auch nichts ein- oder ausführen, was verboten ist. Doch an diesem Tage arbeiteten die Zöllner nicht, weil Ostern war. Da wurde Albert sehr böse und rief: „Die Kisten müssen unbedingt auf das Schiff! Morgen früh soll die Reise losgehen. Wenn wir dann nicht kontrolliert sind, können wir nicht nach Afrika fahren und dort arbeiten!“ Doch Helene beruhigte ihn. Schreien und Schimpfen hilft nicht weiter. Sie war für Geduld und Güte. Endlich war der Zöllner bereit, die Kisten mit den Medikamenten und Instrumenten auf das Schiff zu lassen. Albert aber entschuldigte sich beim Zöllner, dass er so laut geschimpft hatte. Er hatte es ja nicht so böse gemeint. Aber die Kisten waren eben sehr wichtig.

Als die vielen Kisten endlich auf dem Schiff waren, konnten auch Albert und Helene über einen schmalen Laufsteg auf den Dampfer gehen, der den Namen „Europe“ trug.

Ihre Seereise dauerte über drei Wochen. Unterwegs gerieten sie in einen schweren Sturm. Das Schiff schaukelte hin und her. Albert musste darauf achten, dass die Kisten im Schiff nicht umfielen und zerbrachen. In ihrer Kabine, wo Albert und Helene schliefen, rutschten die Koffer von den Schränken und fielen auf den Boden. Im Speisesaal rutschten die Teller von den Tischen und zerbrachen. Allen Passagieren wurde übel und keiner konnte etwas essen.

Am nächsten Tag war der Sturm vorüber und die Sonne schien. Albert und Helene schauten auf das Meer und beobachteten die Möwen, fliegende Fische und sogar Haifische. Dann gingen sie zurück in die Kabine, wo Albert Briefe und Bücher schrieb und Helene las, was Albert geschrieben hatte. Beide unterhielten sich auch oft mit dem Schiffsarzt, der ihnen von den Krankheiten erzählte, unter denen die Menschen in Afrika litten. Das war für beide sehr wichtig, denn sie wollten ja dort die Kranken heilen.

Nach drei Wochen kam ihr großes Schiff endlich in dem afrikanischen Hafen an. der vor Kap Lopez lag. Dort mündete der große Fluss Ogowe in das Meer. Nun hieß es wieder umladen. Die vielen Kisten wurden vom großen Seedampfer in einen kleinen Flussdampfer umgeladen. Dieses Schiff hatte keine Schraube zum Fortbewegen, sondern wegen der geringen Flusstiefe Schaufelräder. Mit diesem Schiff fuhren sie nun ganz langsam den Fluss hinauf. Aus dem Schornstein kam dunkler Rauch, weil die Dampfmaschinen mit Kohle geheizt wurden. An beiden Seiten des Flusses sah man den dichten Urwald mit seinen großen Bäumen, Schlingpflanzen und Palmen. Zwischen den Baumkronen flogen bunte Vögel hin und her und auf den Ästen saßen viele Affen mit langen Schwänzen.

Am zweiten Tag ihrer Schiffsreise erreichten sie endlich den Ort, zu dem sie wollten. Er hieß Lambarene. Das bedeutet in der Sprache der Einwohner „Ort des Lichtes“. Dort befand sich eine Missionsstation, in der die Menschen über das Christentum unterrichtet wurden. Der Missionar Herr Morel und seine Frau besorgten nun ein paar Boote, die aus Baumstämmen hergestellt worden waren. Sie heißen deshalb Einbaumboote. Mit ihnen ruderten junge Burschen auf dem Fluss hin und her und schafften die Kisten des Doktors vom Flussdampfer an das Land. Dort luden sie sie aus und stellten sie in eine Holzhütte. damit sie bei Regen nicht nass wurden.

Endlich waren Albert und Helene nun an ihrem Ziel und konnten mit ihrer Arbeit beginnen.

Albert Schweitzer – Seminar #11

 

Die Geschichte von Albert Schweitzers Vorbereitung auf die Reise nach Afrika

In unserer vorigen Geschichte erfuhren wir, dass Albert Schweitzer sich entschlossen hatte, nicht weiter Wissenschaftler, Pastor und Orgelkünstler zu sein, sondern leidenden Menschen zu helfen. Jesus hatte ihm das Beispiel gegeben und gesagt: „Du aber folge mir nach!“

So wollte er nach Afrika gehen und dort kranke Menschen wieder heilen und von ihren Schmerzen befreien. In Afrika gibt es nämlich viele böse Krankheiten, die besonders die Kinder befallen. Sie bekommen hohes Fieber, Ausschlag oder Geschwüre. Viele Kinder müssen daran sterben, weil ihnen kein Arzt hilft.

Vor seinem Studium hatte Albert Schweitzer eine ganz liebe Frau kennen ge­lernt. Sie hieß Helene und sorgte sich um junge Mütter mit ihren Kindern. Sie half auch den Kindern, die keine Eltern mehr hatten. Sie gab ihnen Essen und Unterkunft. Während Albert studierte, erlernte Helene den Schwesternberuf, um später ihrem Mann helfen zu können. Auch kaufte sie schon Medizin, Salben, Fieberthermometer, Instrumente zum Operieren und Verbände. Das Geld bekam sie durch ihre Arbeit und von Albert, der neben dem Studium noch Orgelkonzerte gab. Außerdem schrieb er an einem Buch über den großen Musiker Johann Sebastian Bach. Auch für dieses Buch erhielt er Geld, mit dem er sein späteres Krankenhaus bezahlte.

So halfen sich beide, Albert und Helene, gegenseitig, ihr großes Ziel zu erreichen und in Afrika ein Hospital zu errichten. Helene und Albert waren nicht nur füreinander da, sondern auch miteinander für andere Menschen. So sollte es immer sein.

Eines Tages traf Albert eine Frau, die mit ihrem Mann in einer Missionsstation in Afrika arbeitete. Eine Missionsstation ist so etwas Ähnliches wie ein Pfarrhaus. Die Frau erzählte ihm, dass diese Station mitten in Afrika an einem Fluss liegt, der Ogowe heißt. „Es gibt viele Kranke dort, viele von ihnen sterben, weil ihnen keiner helfen kann“, sagte die Frau. Der Mann dieser Frau war Missionar und hieß Morel. Er erzählte Albert Schweitzer, wie die Menschen dort leben, was sie essen und womit sie sich beschäftigen.

Da sagte Albert Schweitzer dem Missionar, dass er mit seiner Frau nach Lambarene kommen werde: „Wir werden es versuchen!“ „Das ist ja wunderbar“, rief Herr Morel aus. „Ich werde ihnen ein Stück Land, eine kleine Holzhütte und einen Hühnerstall geben, womit sie ihr Hospital errichten können! Mehr kann ich leider nicht für sie tun.“ „Das lassen sie meine Sorge sein“, antwortete Albert Schweitzer. Meine Frau Helene und ich werden das schon schaffen“. Doch wie schwer das alles sein würde, ahnten beide noch nicht.

Albert Schweitzer – Seminar #10

Die Geschichte von Albert als Professor, der Regenwürmer aufhebt und eines Tages seine Fahrt nach Afrika vorbereitet.

Nachdem Albert sein Studium beendet hatte, schrieb er wissenschaftliche Bücher und wurde gleich zweimal Doktor: Doktor der Theologie und Doktor der Philosophie. Auf der Universität gab er Studenten Unterricht, was man Vorlesung nennt. Albert Schweitzer war nämlich inzwischen Professor geworden. So heißen die Lehrer an der Universität. In der Kirche hielt er Predigten, denn er war gleichzeitig Pfarrer. Außerdem spielte er auf der Orgel und gab Konzerte.

Albert Schweitzer war schon als junger Mann sehr berühmt durch seine Bücher und seine Konzerte. Aber er ist immer bescheiden geblieben und hat alle Menschen geachtet, ob sie reich waren oder arm, ob sie alt waren oder jung, ob sie sehr klug waren oder nicht so sehr, ob sie eine weiße Hautfarbe hatten oder eine schwarze, ob sie an Gott glaubten oder nicht.

Aber er hatte auch große Achtung vor allen Tieren. Denn Tiere wollen ja auch leben, so wie wir Menschen leben wollen. Und Tiere haben ebenso Hunger wie wir Menschen und spüren ebenso den Schmerz. Deshalb war er immer gut zu allen Tieren, ganz gleich, ob es ein altes Pferd, ein bellender Hund, eine stechende Biene oder ein Regenwurm war.

Eines Tages ging Albert Schweitzer nach einem Gewitter durch einen Park. Man sah, wie er sich ab und zu bückte, etwas vom Weg aufhob und ins Gras legte. Es waren Regenwürmer! „Warum tun sie das, Herr Professor?“, fragte ihn ein Spaziergänger, „das sind doch bloß Würmer?“ Albert Schweitzer antwortete: „Weil bald wieder die Sonne scheint. Dann vertrocknen die Würmer und müssen sterben! Vorher haben sie aber noch große Schmerzen, wie die Menschen beim Sonnenbrand“, antwortete er. „Im feuchten Gras aber können sich die Regenwürmer vor der Sonne schützen und wieder tief in die Erde eingraben. So bleiben sie am Leben.“ „Ach so“, sagte der Spaziergänger, „daran habe ich noch gar nicht gedacht!“

Albert Schweitzer hat auch nie eine Blume oder ein Blatt mutwillig abgerissen und weggeworfen. Denn auch eine Pflanze will ja leben und sich über die Sonne und den Regen freuen. Die Pflanzen spenden uns Nahrung und gesunde Luft, ohne die wir alle nicht leben können. Obwohl Albert Schweitzer Professor und Pfarrer und ein großer Künstler war, wollte er etwas Anderes. Er wollte nicht nur reden und schreiben und spielen, sondern etwas ganz Gutes an anderen Menschen tun. Dabei dachte er immer an Jesus, der die Menschen aufgefordert hat, Gutes zu tun.

Als Albert erfuhr, dass es in Afrika viele kranke Menschen gibt, die keinen Arzt und kein Krankenhaus haben, entschloss er sich, Arzt zu werden und nach Afrika zu gehen. Deshalb begann er mit dreißig Jahren Medizin zu studieren. So setzte er sich als Professor neben jungen Studenten wieder auf die „Schulbank“. Seine Frau Helene Schweitzer war ein ebenso gütiger Mensch. Wie wir noch sehen werden, half sie ihm, wo sie nur konnte, erlernte den Schwesternberuf und kaufte viele Sachen, die ein Arzt braucht.

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Albert Schweitzer – Seminar #9

Die Geschichte von den armen Familien und Albert Schweitzers Entschluss

Als Albert das Abitur bestanden hatte, studierte er in Straßburg Theologie und Philosophie. Das eine Fach beschäftigt sich mit der Religion und das andere mit der menschlichen Weisheit. Wie sein Vater wollte auch Albert Pfarrer werden. Er wollte aber nicht nur auf der Universität lernen, sondern auch daneben anderen Menschen helfen. Deshalb besuchte er arme Leute, sprach mit ihnen und übergab ihnen Geld, das reiche Menschen gespendet hatten. Die armen Leute freuten sich immer, wenn er zu ihnen kam, denn ihnen half sonst niemand. Sie waren so arm, dass die Kinder schon arbeiten gehen mussten, um etwas Geld zu verdienen. Sonst hätten sie nicht einmal genug zum Essen gehabt. Spielzeug hatten die Kinder sowieso nicht, denn dafür hatten die Eltern kein Geld. Sie spielten in der Küche auf dem Fußboden mit kleinen Steinchen. In der Küche hingen an Bindfäden Windeln und andere Wäschestücke zum Trocknen. Woanders war dafür kein Platz. Der Vater der Kinder war krank und verdiente nun gar kein Geld mehr. Die Mutter fing an zu weinen, weil sie nicht wusste, ob sie in der Wohnung bleiben durften. Sie konnte ja nun keine Miete bezahlen. Das war alles sehr traurig. Da legte ihr Albert Schweitzer etwas Geld auf den Küchentisch, damit die Mutter wenigstens etwas Brot und Milch für die Kinder kaufen konnte. Mutter und Kinder freuten sich darüber sehr und bedankten sich. Aber Albert wollte keinen Dank und sagte ihnen, dass das Geld von anderen Menschen stammte, die ein Herz für arme Laute hatten. Er habe es nur für sie gesammelt.

Die Mutter erzählte auch dem Albert, dass ihr ältester Sohn in der Schule gut lernt und schon das „ABC“ aufsagen kann. Darauf war sie sehr stolz.

Als Albert wieder zuhause war. dachte er über alles nach, was er gesehen und gehört hatte. Er fragte sich: “Warum habe ich es so gut in meiner Kindheit gehabt? Ich konnte spielen und lernen, hatte ein eigenes Bett und brauchte nie zu hungern! Viele andere Kinder hatten das alles nicht. Mein Glück ist also nicht selbstverständlich.”

Darauf legte Albert ein Gelübde ab, das heißt, er nahm sich fest vor: „Bis ich dreißig Jahre alt bin, will ich für mich leben. Ich will studieren, Orgel spielen und Konzerte geben, Bücher schreiben und Vorträge halten und in der Kirche predigen. Aber danach will ich vor allem für andere Menschen da sein. Ich will all denen helfen, denen es nicht so gut ging wie mir, so wie es Jesus mir gesagt hat.“

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Albert Schweitzer – Seminar #8

8. Seminar

Die Geschichte vom kleinen Orgelspieler Albert

Albert war inzwischen schon neun Jahre alt geworden. Er besuchte die 3. Klasse seiner Dorfschule in Günsbach. Der Ort liegt im französischen Elsaß inmitten von den Bergen der Vogesen.

Eines Tages fragte ihn sein Lehrer: „Albert, möchtest du einmal Orgelspielen lernen?“ Albert pochte das Herz bei dieser Frage, denn er hätte zu gern ,ja“ gesagt. Er hatte ja schon mit vier Jahren begonnen, Klavier zu spielen. Sein Vater hatte ihm den ersten Unterricht erteilt, weil er frühzeitig erkannte, dass sein Albert sehr musikalisch ist. Schließlich antwortete Albert dem Lehrer und sagte ihm, dass er gerne auf der Orgel spielen würde. Er träumte schon lange davon, oben auf der Empore auf der Orgelbank sitzen zu können und Lieder und Choräle zu spielen.

An einem Sonnabendnachmittag bestellte ihn nun sein Lehrer in die Kirche. Er stieg die steile, knarrende Holztreppe zur Empore hinauf und hatte wieder Herzklopfen vor Aufregung. Oben angekommen, sagte der Lehrer zu ihm: „Setze dich neben mich auf die Orgelbank!“ Dann erklärte der Lehrer dem kleinen Albert seine Orgel. Sie hatte viele weiße und schwarze Tasten, viel mehr als sein Klavier zuhause. Außerdem sah er die vielen Knöpfe, die man herausziehen und wieder zurückdrücken konnte. Und unter seinen Füßen bemerkte er auch noch viele Holzpedalen, zu denen er aber nicht hinunterreichte, weil seine Beine noch viel zu kurz waren. Albert kam aus dem Staunen nicht heraus und hatte Angst, dass er das alles auch verstehen würde. Doch sein Lehrer hatte viel Geduld und erklärte ihm alles schön. Je nachdem, welche Tasten er drückte und welche Knöpfe er zog, erklangen die vielen Orgelpfeifen wie Flöten oder Trompeten oder Posaunen. Das alles erschien dem Albert wie ein Wunder. Mit dieser Orgel konnte man ganz, ganz leise spielen, dass man den Atem anhalten musste, um sie noch zu hören. Aber man konnte auch gewaltig laut spielen, dass man die Musik draußen auf der Straße hörte. Albert hörte das Orgelspiel so gerne, dass er sogar nachts davon träumte. Weil Albert so musikalisch war und immer fleißig übte, erlernte er das Orgelspielen schnell. Seine kleinen Händchen liefen über die Tasten und ließen die Flöten schön erklingen. Nur die Fußpedalen konnte er noch nicht bedienen. Deshalb sagte sein Lehrer aus Spaß zu ihm: ..Du musst immer tüchtig essen, damit du schön groß wirst und bald an die Pedalen reichst!“ Schon nach wenigen Wochen konnte Albert Stücke seines Lieblingskompo­nisten Johann Sebastian Bach spielen. Er erinnerte sich daran, dass im Arbeitszimmer seines Vaters ein Bild von diesem großen Komponisten und Musiker hing. Als die schöne Musik durch den Kirchenraum schallte, wurde dem kleinen Albert ganz warm ums Herz.

Eines Tages kam sein Vater ganz aufgeregt zu Albert. Der Organist seiner Kirche war plötzlich erkrankt und es gab keinen, der zum Gottesdienst die Orgel spielen konnte. Da fragte ihn der Vater: „Albert, würdest du es dir zutrauen, am Sonntag in der Kirche die Orgel zu spielen?“ Albert bekam einen richtig roten Kopf vor Aufregung. Doch er sagte: „Ja!“ Endlich ging für ihn ein langer Traum in Erfüllung. Tatsächlich spielte Albert Schweitzer bereits mit neun Jahren im Gottesdienst zu Günsbach die Orgel und alle Leute lobten ihn, weil er so gut gespielt hat. Später wurde Albert ein weltberühmter Orgelspieler, der sich auch mit der Technik der Orgel so gut auskannte, dass ihn Orgelbauer um seinen Rat baten und er auch Bücher über den Orgelbau schrieb.

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