Eine ergreifende Liebesgeschichte – 6. Teil

Gespräch über „Gott und die Welt“

Gisela und Hartmut (Kegler Stammbaum Chart II a – III) lernten Albert während ihrer Verlobung kennen, die in Quitzöbel gefeiert wurde. Hier sorgten Vati und Jürgen, Muttis jüngerer Bruder, für lustige Unterhaltung. Hartmut führte an diesem Tag ein langes Gespräch mit Albert, das er bis heute nicht vergessen hat:

 

Eddas Taufe 1955 mIt Jürgen Hartmut Gisela

Eddas Taufe 1955 mit Jürgen, Hartmut und Gisela

Hartmut:

„An Eberhards Vater erinnert mich ein endlos langes, heftig geführtes Gespräch über „Gott und die Welt“. Ich vertrat damals die kirchliche Seite, er dagegen war überzeugter Atheist. Als ich später Ludwig Feuerbachs denkwürdige Schrift über das „Wesen des Christentums“ las, wuchs mein Respekt vor jenem streitbaren Gesprächspartner. Er erwies sich als ausgezeichneter Kenner der Bibel und argumentierte auf dieser Grundlage so folgerichtig, dass ich ihm mit meiner stümperhaften Theologie nicht gewachsen war. Das ärgerte mich auch gehörig, trug aber, als ich etwas vernünftiger wurde, auch zu meiner kirchenkritischen Einstellung bei. Ein einfacher Kutscher hatte einem jungen Akademiker geistig auf die Sprünge geholfen!“

 

Albert lebte vielleicht ein Jahr bei unseren Eltern. Als Eberhard an die Schule nach Baek versetzt wird und Familie Trampenau nach Gulow zieht, geht er in ein Altersheim nach Mecklenburg. Elisabeth hatte sich durchgesetzt!

 

In dieser Zeit hatte sich unsere Oma Hanna an der Hilfsschule in Bad Wilsnack als Lehrerin beworben und war auch dorthin versetzt worden. Sie bekam dort eine kleine Wohnung, zwei Zimmerchen mit Küche im ersten Stock, die nur über eine steile Treppe erreichbar war. Für Opa Manuel, der ja nur mit Krücken laufen konnte, war der Weg in die Wohnung sehr beschwerlich. Aber da es in der Ehe von Johanna und Emanuel ohnehin gerade ziemlich kriselte, wohnten Oma Hanna und Omchen zeitweise allein in Bad Wilsnack.

Edda 1956

Edda 1956

Auch Elisabeth, Eberhard und die kleine Edda besuchten sie hier von Zeit zu Zeit. Einmal, als auch Jürgen gerade dort war, wurde Edda, die gerade laufen konnte und daran gewöhnt werden sollte, ihr Geschäft auf dem Töpfchen zu verrichten, auf dasselbe gesetzt. Sie wollte aber nicht sitzen bleiben, stand immer wieder auf und tappelte zu Großmutter in die Küche. Jürgen setzte sie wieder hin, und als sie sofort wieder aufstehen wollte, brüllte er sie an: „Setz dich jetzt hin!!“. Edda, die sonst von Jürgen nur lustige Töne gewohnt war, plumpste mit fassungslos aufgerissenen Augen wieder auf den Topf, erledigte umgehend ihr Geschäft, und alle lobten Jürgen ob seiner pädagogischen Fähigkeiten.

Emanuel kam in Mellen sehr schlecht allein zurecht.

Dorfkirche mit Friedhofsansicht in Mellen - Photo Credit: Panoramio

Dorfkirche mit Friedhofsansicht in Mellen – Photo Credit: Panoramio

Jürgen(Kegler Stammbaum Chart II a – III) :

Nachdem Emanuel mit seiner ständigen Nörgelei allen die Nerven zersägt hatte, kam Hartmut bei einem seiner Besuche auf die Idee einer Scheidung. Wir, Elisabeth und ich, griffen das begeistert auf, Omchen schwieg sehr beredt dazu, denn Scheidung war in ihrem Lebensbild etwas Unanständiges. Hartmut drängte mit Argumenten, Elisabeth und ich emotional. Schließlich fuhr das scheidungswillige Ehepaar zum Amtsgericht in Perleberg vor den Scheidungsrichter. Ich war bei dem Termin dabei. Es gab keinen, der nach dem Gesetz schuldig war, und so wurde nach Scheidungsgründen gefragt. Weder Emanuel noch Johanna wusste so richtig darauf zu antworten, denn Nörgelei war kein Grund, und dass die Kinder es so wollten, auch nicht. Also entschied der Richter, sie mögen doch zu Hause noch einmal in Ruhe darüber nachdenken und schloss die Sitzung. Sichtlich erleichtert fuhren die Eheleute wieder nach Mellen zurück. Ich war überzeugt, wäre Emanuel nicht an Krücken gegangen, dann hätten die beiden das Amtsgericht Händchen haltend verlassen. Ich war natürlich enttäuscht, Elisabeth und Hartmut nicht minder.

Im Nachhinein, nachdem ich schon im Westen war und Emanuel verstorben, schien mir der Ausgang des Scheidungsversuches sehr glücklich, denn meine Mutter hätte sicher bis an ihr Lebensende an dem Selbstvorwurf gelitten, einen hilfsbedürftigen Menschen im Stich gelassen zu haben.

 

Oma Hanna und Omchen zogen – zu unserem Glück – wieder nach Mellen zurück.

 

 

A Visit to Hartmut and Gisela Kegler’s New Home in Kochstedt

Our Visit with Uncle Hartmut and Aunt Gisela

by Dieter Barge

Chart II a – II and III

From April 28th to April 30th, 2015, we paid a visit to Edda’s Uncle Hartmut and his wife Gisela in Kochstedt near Dessau.

Hartmut, the first child of Bruno and Johanna Kegler, was born in 1931 in Stettin (Szczecin). He attended the elementary and high school in Hirschberg (town in Lower Silesia). In Thuringia he graduated from an agricultural institute and took his post-secondary education in Rostock and Halle.

From 1955 to 1991 he worked as a scientist at the Institute of Plant Pathology Aschersleben of the German Academy of Agricultural Sciences of Berlin. In 1959 he pursued his doctoral studies, which earned him in 1964 the postdoctoral qualifications as professor. Gisela was born in 1931 in Havelberg and had an active career in the teaching profession.

Havelberg Dom

Havelberg Dom

After the reunification of Germany, Hartmut was dismissed and became unemployed and a pensioner. This came as a result of the closure of the institure. Both Hartmut and Gisela are occupied with keeping the cultural heritage of Nobel Prize winner Albert Schweitzer alive, hold conferences and publish works related to this theme. The lived in Aschersleben am Bäckerstieg 11, where we had often visited them in past.

One of Numerous Publications about Albert Schweitzer's Legacy

One of Numerous Publications about the Albert Schweitzer’s Legacy

In 2011 we celebrated their combined 160th birthday in the wonderful town of Havelberg at the confluence of the Havel River (great for going paddling) with the Elbe River.

160th Combined Birthday of Hartmut and Gisela Kegler

160th Combined Birthday of Hartmut and Gisela Kegler

In 2014 their son Harald procured for them accommodation with in-house care facilities in the Dessau city district of Kochstedt.

Hartmut and Gisela in their Cozy Livingroom

Hartmut and Gisela in their Cozy Livingroom

Here we visited them for the first time. Hartmut had reserved a room for us in the guesthouse ‘Heideperle’. We had lots of time for stimulating conversation.

Guesthouse Heideperle at Kochstedt

Guesthouse Heideperle at Kochstedt

Vacation 1942 in Gutfelde (Zlotniki) Part II

Report by Hartmut Kegler – Chart II a – III

Copy of the original German diary and transposition of the Sütterlin text by Dieter Barge

Bild Gutfelde 07a

Mit einem Speer warfen wir nach einer aufgebauten Zielscheibe. Dabei errang Jürgen in einer Runde 50 Abschüsse. (und bekam die Urkunde)

We threw a spear onto the target we had set up . Jürgen scored 50 knockdowns in a single round and received the certificate of achievement.

Continue reading

Vacation 1942 in Gutfelde (Zlotniki) Part I

Report by Hartmut Kegler – Chart II a – III

Copy of the original German diary and transposition of the Sütterlin text by Dieter Barge

From Wikipedia.org: The Prussian ministry for culture commissioned graphic artist Ludwig Sütterlin to create a modern handwriting script in 1911. His handwriting scheme gradually replaced the older cursive scripts that had developed in the 16th century. The word Sütterlin is nowadays often used to refer to all varieties of old German handwriting, although only this specific script was taught in all German schools from 1935 to 1941.

 

Bild Gutfelde 01a

Wir freuten uns sehr, als wir eine Einladung von Onkel Ernst und Tante Erika erhielten. Wir waren noch nie auf so einem großen Gut gewesen. Endlich war es soweit. Am 8.Juli 1942 war der Reisetag. Um 4 Uhr ging es los. Und gegen 13 Uhr waren wir da. Als wir ausstiegen, war Karl mit der Sekretärin auf dem Bahnsteig. Danach fuhren wir eine Stunde nach Gutfelde. An der Haltestelle stand Tante Erika mit den Kindern Adolf, Eka und Gerhard. An dem schönen Aufgang begrüßte uns Onkel Ernst.

We were very happy, when we received an invitation from Uncle Ernst and Aunt Erika. We had never been on such a huge estate before. Finally we were on our way. The traveling day was July 8, 1942. At four o’clock we departed. And around 13 hours we arrived. When we got off the train, Karl with the secretary were standing on the platform. Then we traveled for an hour to Gutfelde, Aunt Erika and the children Adolf, Eka, and Gerry were waiting at the stop. At the beautiful staircase to the entrance Uncle Ernst greeted and welcomed us.

Bild Gutfelde 02a

Wir Jungens schliefen zusammen. Karl, ich, Adolf und Gerhard. Zuletzt kam noch Jürgen dazu. Meine Mutter und Elisabeth hatten unten ein schönes Zimmer.

We boys slept together: Karl, I, Adolf and Gerhard. Finally Jürgen was added to our gang. My mother and Elisabeth had a nice room downstairs.

Bild Gutfelde 03aGenesung nach der Gelbsucht.

Recovery after jaundice.

Bild Gutfelde 04a

Viel Freude macht uns auch der Teich. Wir fuhren auch mit der Waschwanne (Zinkbadewanne), die uns während eines Kampfes versuppte (versank). Nach einem tüchtigen Tauchen gaben wir das Suchen auf.

We had lots of fun on the pond. We also cruised on the washtub, which later during a ‘naval’ battle sank. After much thorough diving we gave up the search.

Bild Gutfelde 05a

Eines Tages kam Tante Trude (Gertrud). Sie blieb leider nur zwei Tage bei uns. Mit dem kleinen Jürgen hatten wir sehr viel Spaß. Oft sind wir nach Dietfurt (Znin) baden gefahren. Natürlich nutzten wir gleich die Gelegenheit aus, als wir Tante Trude nach Dietfurt zur Bahn brachten.

One day Aunt Trude (Gertrud) arrived. Unfortunately, she stayed only for two days. With little Jürgen we had lots of fun. Often we went swimming at the Dietfurt Lake. Naturally we made good use of the occasion, when we took Aunt Trude to the Dietfurt railway station.

Bild Gutfelde 06a

An einem kleinen Tümpel, der an einer Sandgrube war, bauten wir uns einen Bunker aus Steinen und Lehm, unsere Kompanie war acht Mann stark.

Near a tiny pond at a sandy ditch we built a bunker out of rocks and clay. Our company was eight man strong.

To be continued …