Hochzeit ohne Familie
Es blieb nicht aus, dass auch das Schulamt Wind von der Sache bekam. Es gab ziemlichen Ärger und Elisabeth wurde „strafversetzt“, sie kam noch 1953 nach Rühstädt. Doch auch diese Maßnahme brachte ebenso wenig Nutzen, wie die häufigen Besuche von Elisabeths Großmutter, unserem Omchen, in Rühstädt, die dem Zweck dienten, die beiden zu trennen. Eberhard fuhr abends oft mit dem Fahrrad nach Rühstädt, um seine Elisabeth heimlich zu treffen. Einmal wäre er dabei beinahe Omchen in die Arme gelaufen, die gerade wieder in verlorener Mission unterwegs war. In letzter Sekunde erkannte er die Gefahr und machte sich schleunigst wieder auf den Rückweg.

Schloss Rühstädt – Photo Credit: wikipedia.org
Eberhard stand zu seiner Liebe und leitete seine Scheidung in die Wege, und als er auf diese Weise seine „Familienangelegenheiten“ in Ordnung gebracht hatte, wie es sich für einen Schulleiter gehörte, durfte Elisabeth wieder an die Schule in Quitzöbel zurückkehren.

Die Lehrerwohnung in Quitzöbel 2003
Nun gab es zwar dienstlich keine Beanstandungen mehr, aber Mutter Johanna und Omchen waren noch lange nicht mit der Beziehung einverstanden. Wenn ich heute zurückblicke, waren sie das wohl nie aus vollem Herzen. Elisabeth verstand sich gut mit ihrem Bruder Hartmut und dessen Freundin Gisela. Die beiden Frauen trafen sich oft in Bad Wilsnack, wo die Weiterbildungen zur Vorbereitung auf die Lehrerprüfungen stattfanden. Oft gingen sie nach dem Unterricht noch eine Bockwurst essen und unterhielten sich. Bei einem dieser Treffen war auch Hartmut dabei. Den beiden fiel auf, dass Elisabeth sehr schlecht aussah, und sie führten das auf die große seelische Belastung durch die Auseinandersetzung mit Mutter und Großmutter zurück. Elisabeth konnte sich jedoch leider nicht entschließen, Gisela und Hartmut von dem wahren Problem zu erzählen, das in ihr heranwuchs – mein Schwesterchen hatte sich auf den Weg gemacht, das Licht der Welt zu erblicken. Ich glaube nicht, dass sie befürchtete, ihr Bruder könnte sie zu Hause verraten, vielmehr wollte sie ihn sicher nicht vor die Entscheidung stellen, sich entweder der Schwester oder aber der Mutter gegenüber loyal zu verhalten. Elisabeth und Eberhard glaubten keinen anderen Ausweg zu sehen, als alle vor vollendete Tatsachen zu stellen, und so kam es dazu, dass sie am vierten Juni 1954 allein und ohne die Familie zuvor davon in Kenntnis zu setzen, heirateten.

Elisabeth und Eberhard Trampenau am Tag ihrer Hochzeit
das Leben könnte so einfach sein, wenn’s nicht so schwierig wär, Gruß aus Hamburg, Mitza
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ich hoffe ,es wird noch einen vierten Teil geben,die Liebesgeschichte ist sehr spannend ..wie sie das Leben so schreibt ❤ viele liebe Grüsse
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