Albert Schweitzer – Seminar #22

Die Geschichte von den Holzfällern

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Ihr wisst ja schon, dass im Urwaldkrankenhaus von Albert Schweitzer viele kleine Häuser und Baracken standen. In ihnen lagen die Kranken auf ihren Betten oder es befanden sich in ihnen Räume, in denen der Doktor und andere Ärzte operierten, Räume, in denen Frauen die Wäsche wuschen, Kleidung nähten oder die Medikamente aufbewahrt wurden.

Alle diese Häuser waren früher aus Holz gebaut. Ziegelsteine und Zement gab es am Anfang noch nicht in Lambarene. Deshalb brauchten Albert Schweitzer und seine Helfer viele Balken und Bretter. Woher sollten sie diese aber nehmen? Es gab doch dort keinen Baumarkt, in dem man alles kaufen konnte! Doch es wuchsen ja im Urwald viele dicke und hohe Bäume. Sie waren dicker und größer als die Türme unserer alten Stadtmauer. Aber wie sollte man nur diese „Riesen” fällen und transportieren? Viele eingeborene Männer hatten Angst vor dieser Arbeit. Sie war nicht nur schwer, sondern auch sehr gefährlich. Wie leicht konnte man durch einen umstürzenden Baum verletzt oder gar erschlagen werden! Die Afrikaner hatten so etwas ja oft genug erlebt, wenn die Tropenstürme tobten!

Doch der Urwalddoktor wusste Rat. Er hatte ja als kleiner Junge oft genug den Bauern. Handwerkern und Forstleuten bei ihrer Arbeit zugesehen und sich alles gut gemerkt. So suchte er sich starke afrikanische Männer mit dicken Muskeln. „Wollt ihr mir helfen, Bäume zu fällen?“, fragte er sie. „Warum sollen wir denn Bäume fällen? Sie sind doch viel zu groß für uns!“, antworteten die Männer. Geduldig erklärte ihnen Albert Schweitzer, dass das Hospital neue Häuser braucht, weil es so viele Kranke gibt. Für die Häuser braucht man aber Bretter und Balken und sie gewinnt man eben aus Baumstämmen. Dazu muss man sie aber erst fällen und zersägen. Das verstanden die Männer und riefen: „Wir helfen ihnen Bretter machen, Doktor!“ Sie freuten sich auf diese Arbeit, als wäre es ein Spiel. Sie lachten und tanzten. Nur der Doktor blieb ernst, denn er wusste, wie schwer es für sie alle werden würde.

Zuerst kauften sie vom Händler in der Stadt große Holzsägen und schwere Äxte. Dann gingen sie tief in den Urwald. Obwohl die Sonne schien, war es unter dem dichten Laub am Boden ziemlich dunkel. Sie mussten auch deshalb sehr behutsam gehen, weil sie nicht auf eine Schlange treten durften. In den Baumkronen sprangen die Affen von Ast zu Ast. Einige Frechdaxe bewarfen die Männer mit Nüssen und kleinen Holzstücken als wollten sie ihnen sagen: „Das ist unser Urwald!“

Endlich fanden die Männer einen geeigneten Baum. Der war so dick, dass ihn selbst zehn erwachsene Menschen nicht umfassen konnten. Und das Holz war fast so hart wie Stein. Mühsam begannen die Männer zu sägen. Die Hitze war unerträglich. Es wehte kein Lüftchen, das etwas Erfrischung bringen könnte. Der schweiß rann ihnen in dicken Tropfen von der Stirn. Die Männer mussten sich bei ihrer Arbeit abwechseln. Während die einen arbeiteten, ruhten sich die anderen aus. Dabei summte sie leise Lieder ihres Stammes vor sich hin. Und sie alle hatten natürlich großen Durst. Aber es gab kein Wasser. So schlugen sie mit ihren großen Messern dicke Schlingpflanzen ab, die Wasserlianen heißen. In ihrem Inneren enthalten sie Wasser. Das tranken die Männer dann Schluck für Schluck. Viele Tage dauerte es, bis sie endlich den Baum fällen konnten.

Endlich neigte sich der Baum zur Seite. Doch er fiel nicht ganz um. In seiner Krone wuchsen Schlingpflanzen, die ihn festhielten. Also mussten erst einmal zwei gute und mutige Kletterer den Baum hinauf steigen und die Schlingpflanzen zerschneiden. Das war sehr gefährlich, denn die Männer konnten nur mir der einen Hand die Schlingpflanzen abhacken und mussten sich mit der anderen Hand an einem Ast festhalten. Schließlich fiel der Baum doch um. Albert Schweitzer hatte alles wohl bedacht und den Männern gesagt, was sie tun sollten. Sie hatten ja auch keine Erfahrung. Nach getaner Arbeit lobte er sie und sagte: „Eure kranken Brüder und Schwestern werden es euch danken, wenn sie in den neuen Häusern wohnen werden! Ihr habt ein gutes Herz gezeigt. In euren Herzen ist Liebe und wo die Liebe ist. da ist auch Gott!“ Da lachten sie und zeigten ihre schönen weißen Zähne. Einige begannen sogar zu tanzen vor Freude. Manche weiße Menschen meinen, die Schwarzen wären faul. Das stimmt aber nicht. Albert Schweitzer hat ihnen erklärt, dass die Afrikaner nicht faul sind, sondern als freie Menschen leben und es nur nicht so kennen wie wir, die wir nach der Uhr leben und arbeiten.

Noch viele, viele Tage hatten sie aber an dem großen Baumstamm zu schaffen. Er musste nämlich in Stücke zersägt werden. Denn es gab ja keine Bulldozer, welche die Stämme transportieren konnten. Die Männer mussten sich dicke Knüppel abschneiden und mit ihnen Meter für Meter die Stücke des Baumstammes aus dem Urwald an den großen Fluss rollen. Oft standen sie bis zum Bauch im Sumpf oder schnitten sich die Fußsohlen an scharfen Wurzeln oder Steinen auf. Dann mussten sie selbst ins Hospital, damit die Krankenschwestern sie verbinden konnten.

Schließlich hatten sie alle Stämme an das Ufer des Ogowe gerollt. Nun begann aber eine ganz andere Arbeit. Der Doktor sagte zu ihnen: „Wir müssen ein Floß bauen!“ „Was ist das, ein Floß?“, fragten die Männer. „Ein Floß sind zusammen gebundene Baumstämme, die auf dem Fluss schwimmen können“, antwortete er. „Wir schneiden uns Schlingpflanzen ab und benutzen sie als Seile. Damit binden wir die Stämme zusammen. Wenn sie alle fest verbunden sind, haben wir ein Floß!“

Inzwischen waren viele Menschen aus dem Hospitaldorf ans Ufer gekommen, um zu sehen, wie ein solches Floß entstand. Die Männer standen bis zur Brust im Wasser, um die Stämme zu verbinden. Dabei mussten sie auch aufpassen, dass keine Krokodile kamen und sie bissen. Als das Floß endlich fertig war, sprangen alle in die Luft vor Freude, tanzten und sangen fröhliche Lieder.

Am nächsten Tag konnten nun endlich die Männer mit ihrem Floß auf dem Strom abwärts zu einem Sägewerk schwimmen. Dort wurden die dicken Stämme in Bretter und Balken zersägt. Schließlich kamen sie dann wieder mit einem Motorschiff zurück zum Hospital. Dort konnte man jetzt mit dem Bau der Häuser und Baracken beginnen.

Wie froh war der Doktor, als das Werk vollbracht war. Todmüde setzte er sich am Abend an sein Klavier und spielte Musik von Johann Sebastian Bach. Das war für ihn Erholung. Damit wollte er aber auch dafür danken, dass er die Kraft hatte, anderen Menschen zu helfen.

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Wir merken uns:

Es ist schön, wenn einem geholfen wird. Aber es ist noch schöner, wenn man anderen helfen kann. Auch wenn eine Aufgabe noch so schwer ist, soll man nicht verzagen.

8 thoughts on “Albert Schweitzer – Seminar #22

  1. Well, that took me a while to get through! And in the end I had to just use Google Translate because I was getting too tired to trying to translate myself. But a good exercise for me, and an interesting story. It’s hard to believe how much we take for granted today with modern equipment and technology.

    So having read this, I am reminded of a question I have had for a while—do you pronounce your name the English way (PEE-ter) or the German way (PAY-ter)? 🙂

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